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Dr. Markus Rhomberg studierte nach dem Abitur zunächst Journalismus in Stuttgart und Weingarten. Danach folgten Studien der Politikwissenschaft, Theaterwissenschaft sowie Publizistik und Kommunikationswissenschaft in Wien. Nach seiner Promotion arbeitete Rhomberg unter anderem in Friedrichshafen und Hamburg. 2010 kehrte Rhomberg an die Zeppelin Universität zurück und forscht aktuell zu öffentlichen Diskursen von Reformthemen oder der öffentlichen Kommunikation von Risiken.
Die Analogie trägt sogar so weit, dass die Social-Media-Experten Barbara Schwede und Daniel Graf gerade eine Skala entwickelt haben, anhand derer sich die Intensität solcher öffentlichen Erregungsstürme messen lässt: Sechs Stufen beschreiben die Entwicklung eines Shitstorms von der „völlig ruhigen See“ bis hin zu einem „Orkan“.
Die ersten drei Stufen der Skala bilden wiederholte bis andauernde Kritik von Einzelpersonen ab, während sich ab der vierten Stufe Protestgruppen miteinander vernetzen und auf allen Kanälen des Social-Media-Instrumentariums aufeinander Bezug nehmen. In der nächsten Eskalationsstufe wird die Empörungswelle zu einer Kampagne. Erst ab dieser fünften Stufe lässt sich auch eine starke Emotionalisierung der Debatte feststellen. Seine Wucht entfaltet der Shitstorm dann in der sechsten Stufe, dem Orkan-Stadium, mit einem aufgepeitschtem Publikum und einer Kampagne, die mehrheitlich aggressiv, beleidigend und bedrohend wird. In diesem Stadium wird der Shitstorm auch zu einem Topthema in den traditionellen Nachrichtenmedien. Durch deren Berichterstattung verstärkt sich nochmals die Intensität der Welle und schwappt von der Social-Media-Community in die breite gesellschaftliche Debatte.
Döring, Schröder und die meisten anderen Betroffenen haben die Entwicklung dieser Welle stark unterschätzt und erst zu reagieren begonnen, als der Orkan bereits in vollem Gange war. Ein Blick jedoch auf die unterschiedlichen Frühwarnsysteme aus den Naturwissenschaften, etwa eben der Sturmskala, hätte ihnen bereits geholfen. Denn auch ein Orkan baut sich erst langsam auf und wächst über alle Stufen, bis er sich dann zu einer Naturkatastrophe entwickelt. Auch für den Shitstorm gilt also: die Entwicklung zu beobachten, im Frühstadium einzugreifen versuchen und Gegen- beziehungsweise Vorsorgemaßnahmen zu entwickeln. Im Auge des Orkans schließlich gilt genauso wie im Auge des Shitstorms: Dann hilft nur noch Abwarten!
Bild: University of South California / St. Petersburg