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Sander Frank ist in und um Bad Säckingen aufgewachsen und damit im Dreiländereck von Deutschland, Frankreich und der Schweiz. „Das Leben dort hat mich sehr geprägt. Es ist in gewisser Weise so, wie ich es selbst bin: naturverbunden und belebt, weltoffen und vielfältig“, bemerkt Frank. „Hinzu kam, dass mir meine Eltern Werte wie Solidarität, Toleranz sowie den Respekt gegenüber den Mitmenschen und der Natur mit auf den Weg gegeben haben.“ Verlässlich zu sein und sich auf andere verlassen zu können, erlebte Sander Frank nicht nur in der Familie, sondern auch in der Jugendfeuerwehr und in der Freiwilligen Feuerwehr.
Kaum 16 Jahre alt geworden, stand in Bad Säckingen die nächste Kommunalwahl ab 16 an. Mit kritischen Fragen im Gepäck ging Sander Frank zu einer vom Jugendparlament organisierten Podiumsdiskussion mit Kommunalpolitiker:innen. Prompt landete er mit Konterfei und Zitat im Südkurier. „Kurz darauf meldete sich ein Jugendparlamentarier bei mir und fragte, ob ich nicht Lust hätte, im Jugendparlament mitzuwirken“, erzählt Frank. „Damit hatte ich erstmals eine Plattform gefunden, um meinem Anspruch Ausdruck zu verleihen, Dinge vor Ort zu gestalten und zu verändern – und mich im Kleinen für Gerechtigkeit einzusetzen.“
Nach einem Jahr als Mitglied übernahm Sander Frank den Vorsitz des Jugendparlaments. „Die Arbeit im Jugendparlament hat mich stark politisiert und mir gezeigt, dass man Ideen auch in die Tat umsetzen kann“, sagt Frank. Gemeinsam mit den anderen Jugendparlamentarier:innen gründete er einen Hilfsverein für Geflüchtete sowie die multikulturelle Benefizveranstaltung „Festival of Cultures“ und organisierte eine Podiumsdiskussion zur Legalisierung von Cannabis.
Sander Frank ist nach wie vor davon überzeugt, dass Ungerechtigkeit nicht existieren muss: „Ich glaube, dass wir auf unserem Globus über genügend finanzielle, kognitive und technische Ressourcen verfügen, um eine gerechtere Welt zu schaffen, auf der jeder Mensch unabhängig von sozialer Schicht, Geschlecht, Religion und Ethnie seine Chancen nutzen kann.“ Dass zu seiner Grundüberzeugung die Partei DIE LINKE passt, ist ihm nach einem längeren Reflexionsprozess bewusst geworden. „Besonders imponiert mir an der Partei, dass sie ihre politischen Ziele praktisch lebt. Die Parteimitglieder laufen oft auf Kundgebungen von Bewegungen und Bündnissen mit und fördern damit abseits des Parlamentarismus den Aktivismus auf der Straße“, erläutert Frank.
Um sein Wissen und seinen Horizont über globale, nationale und kommunale Politik zu erweitern, verlegte er seinen Lebensmittelpunkt von Bad Säckingen nach Friedrichshafen, um an der ZU einen PAIR-Bachelor zu studieren. „Ausschlaggebend waren nicht allein das Studium und die damit verbundenen (Wahl-)Freiheiten, sondern auch die Fülle an inspirierenden Kommiliton:innen, die ganz unterschiedliche Lebenserfahrungen in den Studienalltag mit einbringen“, erwähnt Frank.
In seiner Jugend erstellte er Minecraft Mods, erlernte Programmiersprachen und begeisterte sich für feuerwehrtechnische Geräte wie Schere und Spreizer. Und so belegte er in seinem Studium vorwiegend Kurse in Verwaltungsdigitalisierung. „Das liegt aber auch an Professor Dr. Jörn von Lucke, der sehr netzwerk- und gestaltungsorientiert ist und Kommunen in Digitalisierungsfragen berät und betreut“, bemerkt Frank, der in seiner Bachelorarbeit die Herausforderungen des Onlinezugangsgesetzes für die Verwaltung genauer unter die Lupe genommen hat.
Kaum in Friedrichshafen angekommen, führte sein Weg auch erneut ins Jugendparlament. Noch dazu engagierte er sich im Jugendrat Klima & Nachhaltigkeit, der im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie Baden-Württemberg ins Leben gerufen wurde. Als Vertreter vom Jugendrat gewählt und als Mitglied vom baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann berufen, arbeitete Sander Frank im Beirat der Landesregierung für nachhaltige Entwicklung auch daran mit, das Klimaschutzgesetz Baden-Württemberg zu evaluieren.
Über den Beirat gelangte Sander Frank in die allererste WhatsApp-Gruppe der deutschen Fridays for Future-Bewegung. Kurzerhand entschloss er sich, die erste Ortsgruppe am Bodensee zu gründen. Fehlten noch die Mitstreiter:innen, die er über Social Media animierte und aktivierte: Waren es auf der ersten Demo noch knapp 20 Teilnehmer:innen, so kamen auf dem Höhepunkt mehr als 2.000 Menschen zusammen, um auf den Straßen Friedrichshafens für mehr Klimaschutz zu demonstrierten. „Erstaunt bin ich bis heute darüber, wie wissbegierig und aufgeklärt viele der jungen Teilnehmer:innen sind. Überhaupt strahlt die Bewegung eine enorme Energie und Dynamik aus, die ich bei anderen Protestformen so nicht wahrgenommen habe“, bemerkt Frank. „Wahrgenommen habe ich allerdings, dass sich Klimaschutz kommunal wirkungsvoll vorantreiben lässt.“
Der zwischenzeitlich zum Kreisvorstandsvorsitzenden der Linken im Bodenseekreis gewählte Sander Frank kandidierte erfolgreich bei der vergangenen Gemeinderatswahl in Friedrichshafen und tauschte so das Megafon auf der Straße gegen das Mikrofon im Gemeinderatssaal. Sein politisches Steckenpferd ist nicht nur die Klimapolitik, sondern auch die Digitalpolitik. „Meistens geht es um Detailfragen und darum, seine eigene Sichtweise auf ein Thema einzubringen – etwa, wenn es um die Frage geht, wie die finanziellen Mittel aus dem DigitalPakt Schule konkret vor Ort eingesetzt werden“, erklärt Frank. Auf die Fahne geschrieben hat er sich auch das Thema Wohnen, das für ihn die soziale Frage des 21. Jahrhunderts ist. So hat er sich unter anderem dafür stark gemacht, das Zweckentfremdungsverbot in Friedrichshafen einzuführen, um mehr Wohnraum zu erhalten und zu schaffen.
Dass Sander Frank auch seinen Master an der ZU gemacht hat, hat mit seinem Gemeinderatsmandat zu tun. „Es hat aber auch damit zu tun, dass ich mich an der Universität und in der Stadt wohlfühle“, sagt Frank, der in seiner Masterarbeit die Digitalisierungsstrategien der jeweils fünf größten Städte der 13 Flächenbundesländer auf die Frage hin untersucht hat, ob Themen wie Nachhaltigkeit oder integrierte Systemsteuerung eher bearbeitet werden, wenn die Strategie nur vom Amt oder wenn die Strategie vom Amt in Kooperation mit einem Digitalunternehmen entworfen wurde.
Im Superwahljahr 2021 kandidierte Sander Frank für den baden-württembergischen Landtag und für den Deutschen Bundestag. Das bedeutete: an Laternenmasten Plakate aufhängen, an Haustüren klingeln, an Infoständen Flyer verteilen und Gespräche führen, an Podiumsdiskussionen teilnehmen, an Interessenverbände Wahlprüfsteine zurücksenden. „Ich bin der ZU unglaublich dankbar, dass sie mir die Freiheiten gibt, die ich brauche, um mich außerhalb der Universität zu engagieren“, betont Frank. Für den Einzug sowohl in den Landtag als auch in den Bundestag reichte es zwar nicht, zumindest aber ist er mittlerweile als Mitglied im Landesvorstand der Partei DIE LINKE angekommen.
Es ist mehr als erstaunlich, dass Sander Frank trotz seines arbeits- und zeitintensiven politischen Engagements seinen Bachelor und Master in Regelstudienzeit abschloss. „Das funktioniert nur mit strikter Strukturiertheit und klarer Kommunikation“, bemerkt Frank, der zehn E-Mail-Postfächer gleichzeitig im Blick behalten muss. Zumindest für einige Zeit wird dies noch so weitergehen: Denn mittlerweile strebt Sander Frank am The Open Government Institute | TOGI eine Promotion zu den Potenzialen eines datengetriebenen Klimamonitorings an. „Spannend daran ist, dass die Einsatzmöglichkeiten von Sensoren, mit denen Energieströme gemessen und effizient verteilen werden können, enorm vielfältig sind“, bekundet Frank. Wo er seine eigene Energie zukünftig einbringt – ob in die Politik, in die Wissenschaft, in die Zivilgesellschaft oder alles zusammen –, ist dagegen noch völlig offen.