ZU|Daily wurde in die Hauptseite in den Newsroom unter https://www.zu.de/newsroom/daily/ integriert. Die neuesten Artikel seit August 2024 werden dort veröffentlicht. Hier finden Sie das vollständige Archiv aller älteren Artikel.
Können Sie mir bitte kurz erklären, was das LEIZ eigentlich genau ist?
Wieland: Wie der Name schon sagt, ist es eine Institution, die es sich zur Aufgabe gestellt hat, Führungspersönlichkeiten auf hohem Niveau auszubilden. Dazu gehören vor allem Professionalität, Bildung, Beziehungsfähigkeit, Charakter und Wertorientierung. Es sind die fachlichen und menschlichen Kompetenzen, die die Grundlage bilden für „good leadership“ und richtiges Entscheiden in Wirtschaft, Kultur, Politik und Zivilgesellschaft.
Sie sind der Direktor des Instituts. Was mögen sie an ihrer Arbeit am meisten und was sind ihre persönlichen Schwerpunkte?
Wieland: Meine persönlichen Schwerpunkte liegen einerseits in der strategischen Entwicklung von relationalen Führungs- und Geschäftsmodellen. Beides Bereiche, die sehr stark darauf abzielen, dass interaktive und wechselseitig vorteilhafte Beziehungen zwischen allen Beteiligten am Geschäftsleben, also Kapitalgebern, Partnern, Mitarbeitern, Kunden und der Gesellschaft möglich werden. Fragen der globalen kulturellen und institutionellen Diversität, der Ethik, der Nachhaltigkeit, der Integrität sind dabei sehr wichtig.
Sie erwähnen die wichtige Rolle der studentischen Lehre im LEIZ. Welche Chancen bietet es denn für die Studierenden das Institut an der Uni zu haben?
Wieland: Das ist zum Beispiel die transkulturelle Karawane und der dazu gehörenden studentischen internationalen Forschungsgruppen in Europa, Asien, Afrika und Lateinamerika. Die Studenten erlernen in einem Kontext globaler Fragestellungen und Kooperationen, den beruflichen und persönlichen, den theoretischen und praktischen Umgang mit wirtschaftlicher und sozialer Komplexität und damit erfolgreich umzugehen. Das LEIZ hat zudem einen eigenen Schwerpunkt zu Asien und China, da Kompetenz zu diesem Teil des globalen Südens herausfordernd aber für die Studenten wichtig ist. Andererseits bietet das Bodensee Innovation Cluster (BIC), eine Initiative des LEIZ, einen praxisnahen Einblick in die wirtschaftlichen Herausforderungen der Digitalisierung und der künstlichen Intelligenz für die Unternehmen und Institutionen in der Bodenseeregion. Die Vizedirektorin des LEIZ, die Kollegin Frau Professor Tanner, beschäftigt sich mit Fragen der Wirtschaftspsychologie und Führungsethik und stößt damit auf das rege Interesse der Studenten.
Wie das Thema des Interviews schon sagt, ist das Institut jetzt zehn Jahre alt. Wie ist es damals entstanden?
Wieland: Es war eine Initiative der Karl Schlecht Stiftung. Diese hat sich, nicht nur, aber vor allem, der Aufgabe verschrieben, junge Menschen zu Führungspersönlichkeiten im Sinne einer „good leadership“ durch werteorientierte Persönlichkeitsentwicklung zu entwickeln. Die Zeppelin Universität hat diese Initiative der Stiftung begeistert aufgegriffen und ihre Umsetzung in universitäre Forschung, Lehre und Transfer betrieben. Interdisziplinarität spielte dabei immer eine grundlegende Rolle.
Was würden Sie sagen, waren die Highlights in den zehn Jahren?
Wieland: Also, ich denke, wenn man Projekte hervorheben will, dann würde ich sagen, dass die soeben beschriebene transkulturelle Karawane eine großartige Erfahrung ist. In ihr gelingt die interdisziplinäre Verknüpfung von Forschung, Lehre und Transfer in idealer Weise. Hierbei haben wir die Schaffung eines Netzwerks von Partneruniversitäten auf vier Kontinenten angeregt, wodurch echtes Lernen mit und vom Anderen ermöglicht wird. Das ist die DNA des LEIZ pur. Das ist sicherlich etwas, das mich mit einer großen persönlichen Zufriedenheit erfüllt. In ähnlicher Weise gilt dies für das BIC, das unter anderem auch belegt, dass Universitäten zu der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung einer Region einen Beitrag leisten können.
Was sind Ihre Pläne für die nächsten zehn Jahre des LEIZ?
Wieland: Natürlich werden wir daran arbeiten, die theoretischen und praktischen Programme und Projekte, die wir bis heute etabliert haben, weiterzuentwickeln. Die Chancen und Herausforderungen der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Globalisierung der Welt, vor allem die Vernetzung von Regionen in globalen Räumen, werden sicherlich dabei eine zentrale Rolle spielen. Die sich daraus ergebenden neuen Aufgaben für Führungspersönlichkeiten in Wirtschaft und Gesellschaft stehen dabei im Mittelpunkt. Wir teilen nicht die Auffassung des Zeitgeists, der im Austausch mehr Gefahren als Chancen sehen will.
Ein wesentliches Ziel der Arbeit mit Studenten und Studentinnen am LEIZ wird bleiben, professionell gut ausgebildete Persönlichkeiten zu fördern, die mit den heutigen Herausforderungen in Wirtschaft und Gesellschaft kreativ und produktiv umgehen können und denen es gerade dadurch auch für sich selbst möglich wird, ein gelungenes Leben zu führen.