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Christian Schmidt ist Diplom-Medienwissenschaftler und akademischer Mitarbeiter am ZU-Lehrstuhl für Verwaltungs- und Wirtschaftsinformatik. Im Rahmen seiner Forschung beschäftigt er sich mit verschiedensten Aspekten rund um die Themen „E-Learning“, „Digitale Bildung“ und „Open Education“.
Im Rahmen der ZU-Schülerakademie 2012 beschäftigte sich die Akademie 3 | Politik mit dem Thema „Open Government – Wie öffnen wir Staat und Verwaltung?“ - im Zentrum stand die Debatte um Chancen von sozialen Medien, Bürger stärker an der Arbeit von Staat und Verwaltung teilhaben zu lassen. Unter intensivem Medieneinsatz wurden diese Fragen von den Akademie-Teilnehmenden mit Professor Dr. Jörn von Lucke und weiteren Referenten diskutiert. Ein Weblog der Akademie hielt die Ergebnisse fest.
Im Ergebnisbericht des Zukunftsdialogs der Bundeskanzlerin von 2012 wird ein Vorschlag behandelt, der eine „Open Education Cloud“ fordert: „Es wird eine bundesweite IT-gestützte offene Bildungsinfrastruktur auf Basis offener Standards, Schnittstellen und Inhalte benötigt. Jeder Schulträger und jeder Lehrer soll künftig so die für sich relevanten Angebote an Lehrformen, Lehrmedien und Lehrinhalten auswählen und in den Unterricht vor Ort einbinden können. Jede Auswahl aus dem verfügbaren Gesamtportfolio soll leicht vorgenommen werden können. (…)“
Bei welchen Mechanismen setzen mediendidaktische Konzepte zur Vermittlung von Wissen an?
Christian Schmidt: Spezielle mediendidaktische Konzepte gibt es so nicht. Vielmehr geht es darum, allgemeine didaktische Konzepte unter Einbezug von Medien umzusetzen. Beim Einsatz von Social Media steht vor allem die eigenständige Organisation des Lernprozesses sowie die Konstruktion des Wissens durch die Lernenden im Fokus. Hier dienen entsprechende Angebote als Werkzeuge zur kollaborativen Erstellung und Präsentation von Lernartefakten und als Kommunikationswerkzeug, um mit anderen in Diskurs zu treten.
Angewandt wurde das von Ihnen gemeinsam mit Prof. Joern von Lucke und Christian Geiger ja bei einer Gruppe der ZU Schülerakademie - welche konkreten Erwartungen steckten dahinter?
Schmidt: Wir betrachteten den Medieneinsatz bei der ZU Schülerakademie vor allem als Experiment und gingen ohne konkrete Erwartungen heran. Uns ging es darum, auszuprobieren, ob die verschiedensten Werkzeuge – Weblog, GoogleDocs, Twitter und MeetingSphere – sinnvoll zu einer Lernumgebung verknüpft werden können und den Schülerinnen und Schülern eine Gelegenheit zu bieten, selber praktische Erfahrung mit den Tools zu sammeln. Wir wollten einfach sehen, wie sie damit zurechtkommen und wie sie es aufnehmen.
Und wie kam die Methode an?
Schmidt: Die Rückmeldung der Teilnehmenden zeigt, dass Medien eine solche Veranstaltung sinnvoll bereichern können. Vor allem MeetingSphere als Kollaborationswerkzeug und der Weblog als zentrale Dokumentationsplattform wurden sehr positiv bewertet. Die URL des Blogs wurde an Eltern und Bekannte weitergeleitet, um zu zeigen, mit was man sich bei der Akademie beschäftigt. Die über 1.250 Aufrufe dürften dann auch anschließend noch den ein oder anderen Gesprächsanlass geboten haben.
Was genau ist mit der Forderung einer Open Education Cloud verbunden?
Schmidt: Dahinter steckt die Idee einer offenen und sicheren IT-Infrastruktur für den gesamten Bildungsbereich, auf die alle Bildungseinrichtungen und Interessierten Zugriff haben. Sie soll ermöglichen, freie Lern- und Lehrmaterialen über standardisierte, offene Schnittstellen in lokale Infrastrukturen einzubinden und dabei Rechtssicherheit bei Fragen des Datenschutzes und des Urheberrechts bieten. So könnte ein wichtiger Beitrag zum lebenslangen Lernen geleistet und gleichzeitig die Abhängigkeit von proprietären Angeboten verringert werden.
Wo liegt die Grenze der Übertragbarkeit dieser Erkenntnisse im Hinblick auf Studierende und erwachsene Lernende?
Schmidt: Die Grenze liegt nicht in der Altersgruppe der Lernenden begründet, sondern ergibt sich aus dem didaktischen Konzept der jeweiligen Lehrveranstaltung. Natürlich müssen diese Konzepte an die Zielgruppe und Lerninhalte angepasst werden, aber immer da, wo kollaborative Zusammenarbeit oder die Präsentation von Lernergebnissen gefragt sind, können mediale Angebote ein sinnvolles Werkzeug sein oder ein Plenum schaffen, um einen Diskurs über die Grenzen des Seminars hinweg zu ermöglichen.
Bild: Bertram Rusch