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Professor Dr.
Eckhard Schröter ist Inhaber des Stadt-Friedrichshafen-Lehrstuhls für
Verwaltungswissenschaft (insbesondere Verwaltungsmodernisierung) an der
Zeppelin Universität und ständiger Gastwissenschaftler am Institute of European
Studies der University of California, Berkeley.
Positive Distanz?,
Multidisziplinäre Annäherungen an den wahren Abstand und das Abstandwahren in
Theorie und Praxis; Reihe: zu | schriften; Jansen, Stephan A.; Stehr, Nico; Schröter,
Eckhard (Hrsg.)
2012, 2012, VI, 350 S. 16 Abb., ISBN
978-3-531-19207-9
http://www.springer.com/springer+vs/soziologie/book/978-3-531-19207-9
"Positive Distanz" - das
gleichzeitige Streben nach Nähe und Abstand sorgt für eines der stärksten
Spannungsverhältnisse unserer Zeit. Welche Probleme ergeben sich hier konkret?
Professor Dr. Eckhard Schröter: Interessant sind doch die gegenläufigen Trends: Noch nie konnten Distanzen so schnell überwunden werden, ließen sich Daten so allgegenwärtig zur Verfügung stellen oder waren unsere Entscheidungen so sehr von rationalen Modellen und Algorithmen abhängig. Und doch streben und sehnen wir uns nach dem Authentischen, dem Emotionalen, dem Natürlichen und unmittelbar Erfahrbaren. Wie positiv oder negativ ist nun also Nähe und Abstand im Umgang mit fremden Kulturen, Online-Beteiligung, Erziehung und Lehre oder in der Mediendemokratie?
Und welche Lösungswege beschreiben Ihre Autoren im Jahresband für die daraus entstehenden Herausforderungen – in Theorie und Praxis?
Schröter: Es geht nicht um einfache Ratschläge und schnelle Lösungen. Zunächst wird ja belohnt, wer die richtigen Fragen stellt. In den Aufsätzen wird daher das scheinbar Offensichtliche hinterfragt. Und differenziert, wenn es um Empfehlungen geht. Dabei lernen wir, um nur Beispiele zu nennen, dass Distanzieren als Schlüsselkompetenz gebraucht wird, um der multi-kulturellen Gesellschaft näher zu kommen, dass unpersönliche Online-Formate die akademische Lehre durchaus persönlicher machen können und dass wir auch Sicherheitsbehörden auf Abstand halten müssen, wenn es um sichere Demokratien geht.
Abschließend noch eher eine organisatorische Frage: Wie kommen Sie eigentlich auf das jeweilige Jahresthema Ihrer zu|schriften an der ZU?
Schröter: Wir lassen uns dabei natürlich gerne von Schwärmen führen, doch wir schwärmen zum richtigen Zeitpunkt auch für Führung. Der Diskurs mit dem gesamten Kreis der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der Universität steht im Mittelpunkt – ein Diskurs, der natürlich durch das Herausgeber-Team initiiert und akzentuiert wird. So wie der fertige Band, ist also schon die Themenfindung ein Gemeinschaftsprodukt – ohne, dass sich die Herausgeber aus der Verantwortung ziehen.
Bild: Yvonne von Hunnius