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Nach seinem Studium der Modernen Fremdsprachen, Kulturen und Wirtschaft an der Justus-Liebig-Universität Gießen führte es Lars Schmitt an die Zeppelin Universität, wo er seit September 2015 den Masterstudiengang in General Management belegt. Bereits kurze Zeit nach seinem Studienbeginn in Friedrichshafen gründete er im Oktober 2015 die Initiative „ImmiGreat“, welche darauf abzielt, Migranten, Zuwanderern und Geflüchteten den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern. Aktuell befindet sich die Initiative in der Vorbereitung eines „Coaching-Konzeptes“, bei dem Bürgerinnen und Bürger aus Friedrichshafen und Umgebung Migranten über einen längeren Zeitraum begleiten und unterstützen. Außerdem ist er seit März 2016 als Projektreferent für das „ZU Learning Network | LeNe“ tätig – die Koordinations- und Austauschplattform für Initiativen der ZU, die sich in der Flüchtlingshilfe einbringen. In den Sommermonaten absolvierte er ein Praktikum bei der Stiftung Liebenau in den Bereichen „Politik & Internationales“ sowie „ZustifterRente & Konzeptentwicklung“. Im Rahmen seines Praktikums beschäftigte sich Lars intensiv mit den Themen „Social Entre-/ Intrapreneurship“ sowie mit der Förderung sozialer Innovationen.
„Spending money intelligently is as difficult as earning it.“ Dieses Zitat von Bill Gates, dem Gründer von Microsoft sowie der weltweit größten Stiftung, macht seine unternehmerische Sichtweise auf den Einsatz und die Verwendung von Stiftungskapital deutlich. Die Bill & Melinda Gates Foundation vergibt nämlich keine Spenden an gemeinnützige Projekte und Unternehmungen, sondern fördert mit Beteiligungskapital die konkrete Umsetzung.
Es existieren vermehrt Investoren, Finanzintermediäre und Unternehmer, die mit ihrer Investition nicht nur einen finanziellen Gewinn, sondern auch eine gesellschaftliche Wirkung erzielen möchten, was als „Impact Investing“ bezeichnet wird. Neben einer finanziellen Rendite wird also auch eine soziale Rendite angestrebt, was ein „wirkungsorientiertes Investment“ auszeichnet.
Bei Privat- und Unternehmensspenden liegt keine finanzielle Renditeerwartung seitens der Kapitalgeber vor, da diese eine „philanthropische“ Orientierung aufweisen (griech. philánthrōpos: „Menschenfreund“) und ausschließlich eine soziale Rendite erzielen möchten. Venture Philanthropy fungiert als Überbegriff für Impact Investing (finanzielle und soziale Zielsetzung) und die reine Spendenfinanzierung (soziale Zielsetzung). Es beruht auf den Finanzierungspraktiken von Venture Capital-Gesellschaften.
Angesichts der geringen Zinsen auf dem Kapitalmarkt, was vielen Stiftungen aufgrund ihrer meist traditionellen Geldanlagen zu schaffen macht, ist Venture Philanthropy nun von besonderer Relevanz. Laut einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) von Januar 2016 sehen sich 38 Prozent der befragten Stiftungen als durch die Niedrigzinsphase betroffen an – 11 Prozent davon sogar als „stark“ oder „ausgesprochen stark“. In einer älteren Umfrage, kurz nach dem Krisenjahr 2009, gaben dies nur rund 6 Prozent der Befragten an, was größtenteils an den vornehmlich konservativen Anlagestrategien wie Wertpapiere, Immobilien, Kunstgegenstände oder Edelmetalle lag. Doch was sind die Alternativen?
Viele Stiftungen, deren Vermögenswerte vom Zinstief bedroht sind, haben ihr Anlageportfolio bereits umgestellt und weiter diversifiziert. Sie legen ihr Vermögen vermehrt in ertragreiche und damit riskantere Anlageformen an. Der Anteil an Unternehmens- beziehungsweise Kapitalbeteiligungen ist jedoch weiterhin auf einem geringen Niveau.
Eine vielversprechende Alternative, um den Herausforderungen des Kapitalmarktes zu begegnen, stellt meines Erachtens Venture Philanthropy, insbesondere Impact Investing, dar. Stiftungen sollten ihr Portfolio durch Beteiligungen an Social Start-ups erweitern, also an jungen Sozialunternehmen, die mit neuen Lösungsansätzen gesellschaftlichen Problemen begegnen. Ihre Gründer werden als Social Entrepreneurs bezeichnet.
Durch die Zusammenarbeit mit Social Entrepreneurs entsteht ein gemeinsamer Lernprozess, von dem alle Seiten profitieren. Stiftungen nehmen hierbei eine aktive Rolle ein, da das finanzierte Social Start-up unterstützt, betreut und kontrolliert werden muss, was einen zusätzlichen Mehrwert generiert. Neben der durch ein erfolgreiches Social Start-up erzielten gesellschaftlichen Wirkung können mögliche finanzielle Gewinne aus einer solchen Kapitalbeteiligung wiederum in andere soziale Projekte und Unternehmungen reinvestiert werden, was zu einer Steigerung des Gemeinwohls führt.
Stiftungen sind zur Gemeinnützigkeit verpflichtet, das heißt, dass das Stiftungskapital zur Verfolgung des originären Stiftungszwecks einzusetzen ist. Dieser Zweck sollte kein Hindernis hinsichtlich der Beteiligung an Social Start-ups darstellen, da die Vermögensanlage hauptsächlich in der Selbstverantwortung einer Stiftung liegt. Das Stiftungsrecht gibt nur vor, dass das einmal gestiftete Grundkapital erhalten bleiben muss. Selbstverständlich sollte eine Passung mit den Tätigkeitsfeldern der jeweiligen Stiftung vorliegen. Chancen und Grenzen dieser Überlegung erscheinen interessant für eine tiefergehende empirische Untersuchung. Eine notwendige Differenzierung müsste hierbei zwischen operativ tätigen und fördernden Stiftungen erfolgen.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass durch Venture Philanthropy soziale Innovationen ermöglicht werden, da Social Entrepreneurs bei der Entwicklung neuer gemeinnütziger Geschäftsmodelle gefördert werden. Investitionen in soziale Innovationen und damit in Social Entrepreneurs können einen wichtigen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Probleme leisten.
Mit Blick auf im Sozialbereich tätige Stiftungen bleibt festzuhalten, dass sich diese verstärkt mit der Thematik beschäftigen müssen. Im Kontext der Niedrigzinsphase ist es eine wichtige Aufgabe, neue Anlage- und Investitionsformen zur Konsolidierung und Mehrung des Stiftungsvermögens zu verfolgen. Diese Auseinandersetzung kann nur von Social Intrapreneurs ausgehen und vorangetrieben werden – also von Menschen, die innerhalb einer Organisation die Notwendigkeit unternehmerischen Denkens und Handels erkannt haben.
Demzufolge bedarf es einerseits Finanzverantwortlicher, die sich als Social Intrapreneurs verstehen und dementsprechend handeln. Andererseits werden Fachmitarbeiter benötigt, die über ein ähnliches Mind-Set verfügen. Diese stehen in direktem Kontakt mit den Social Entrepreneurs und verfolgen den gemeinsamen Entwicklungsprozess. Sie fungieren damit als Schnittstelle zwischen Stiftung und dem jungen Sozialunternehmen.
Führungskräfte und Personalverantwortliche müssen dazu Fähigkeiten ihrer (potentiellen) Mitarbeiter erkennen, ihnen Freiräume gewähren und Verantwortung übertragen – nur so kann Innovationskraft und Kreativität gelebt werden.
Titelbild:
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Bilder im Text:
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| Derek A. / iMorpheus / flickr.com (CC BY-NC-ND 2.0)
Beitrag (redaktionell unverändert): Lars Schmitt
Redaktionelle Umsetzung: Florian Gehm