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Gero Körner, der in der Eifel aufwuchs, erhielt bereits mit fünf Jahren Klavierunterricht; auch spielte er Trompete. Bereits 1999 holte ihn die Krautrock-Band Rufus Zuphall als Keyboarder für ihr Reunion-Konzert. Als Jugendlicher trat er sowohl in der klassischen als auch in der Jazzmusik auf; er erhielt Preise bei Jugend musiziert und Jugend jazzt und wurde Mitglied im Jugendjazzorchester NRW. An der Hochschule für Musik und Tanz Köln studierte er Jazzpiano; zugleich erhielt er eine klassische Klavierausbildung.
Als Pianist geht Gero Körner nicht morgens ins Büro und kommt abends pünktlich nach Hause. Er verbringt auch nicht den Großteil seiner Arbeitszeit vor applaudierendem Publikum. Zu seinem Beruf des Pianisten gehört mehr: Er probt Stücke, komponiert Musik, produziert Lieder im Tonstudio und doziert an der Uni. Besonders die Proben nehmen einen großen Teil seiner Arbeitszeit ein. Und das unbezahlt: „Ob ich zehn oder hundert Stunden für einen Auftritt üben muss – das Honorar bleibt das gleiche.“
Bekanntlich hat das Schaffen als Freiberufler auch weitere Nachteile: Körner hat kein festes Einkommen, keine Arbeitslosenversicherung und bekommt keinen Lohn, wenn er mal krank ist. Ob er davon leben kann? „Ich habe mich nie viel um Geld gekümmert, aber (verdiene) mehr als so manch einer denkt. Ich kann gut davon leben.“ Für Körner überwiegt seine Unabhängigkeit gegenüber der finanziellen Sicherheit, die eine Festanstellung bietet.
Körners Musikstil lässt sich nicht in eine Schublade stecken. Sein musikalisches Repertoir reicht von ruhiger Klassik und tanzbarem Jazz über sentimentale Eigenkompositionen und Interpretationen alter Hits. Auf die Frage, welche Musik er am liebsten spielt, hat er keine klare Antwort. „Es ist wie beim Essen“, sagt Körner und lacht. Mal habe er Appetit auf Klassik, mal auf Jazz oder Rock und „ab und zu auch auf Schlager – aber nicht so oft.“
Der gebürtige Kölner war der erste in seiner Familie, der professionell ein Instrument spielte. Als Kind klimperte er Stücke, die er im Radio hörte, einfach auf dem Klavier nach. In seinen jungen Jahren nutzte er jede Möglichkeit, hinterm Klavier zu sitzen, „vom Schützenfest bis zur Kammermusik“. Mittlerweile spielt er als Freiberufler im Klaviertrio Jazz und Klassik, ist Dozent an der Universität Duisburg-Essen und wirkt an verschiedenen Bühnenprojekten mit.
Gero Körner war Gast in der Talkreihe „Fragen an die Kunst“. In dem neuen Format haben Studierende die Möglichkeit, mit Kunst- und Kulturschaffenden in Austausch zu kommen. Zunächst präsentierte Körner eine Auswahl von Stücken auf dem Steinway Flügel im Graf von Soden Forum, anschließend moderierte die Studentin Nelly Endres die Fragerunde.
Einige Fragen aus dem Publikum thematisieren die Situation der freien Kulturschaffenden in der Zeit während und nach der Pandemie. „Das Wichtigste in den Jahren war Flexibilität“, erzählt Körner. Die Herausforderung sei gewesen, die Zuschauer trotz verschärfter Auflagen erreichen zu können. Doch ein langjähriges Problem hat sich durch Corona verschärft: „Die meiste Musik findet vor Leuten mit grauen Haaren statt.“ Das Publikum in den Konzerthäusern sei größtenteils „überaltert“, mittlerweile werden vielerorts nicht mal die Zuschauerzahlen vor der Pandemie erreicht.
Körner appelliert an die Studierenden, sich für Musik und Kultur zu engagieren und lobt das Veranstaltungsformat. „Kunst kommt von unten“, sagt er und betont die Wichtigkeit von Kneipenbands, Schulensembles und Laientheatern. „Es geht nicht ums Geld, sondern ums Machen.“ Er wünscht sich von der Politik mehr Räume für niederschwellige, kleine Kunst statt kommerzialisierter, profitorientierter Strukturen.