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Prof. Dr. Dirk Heckmann ist Leiter des Zentrums für Recht, Sicherheit und Vertrauen in elektronische Prozesse am TOGI (The Open Government Institute) der Zeppelin Universität. Zudem ist er Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht, Sicherheits- und Internetrecht an der Universität Passau. Als ausgewiesener Experte in Fragen des IT-Rechts ist er außerdem in verschiedenen Gremien tätig.
Wer früher kein Lexikon benutzte, wird heute nicht im Internet suchen, wenn er eine Frage hat. Für alle, die Spaß am lebenslangen Lernen haben, stelle ich mir das Internet als Bereicherung vor. Worin sehen Sie die Gefahr, durch das Internet zu verblöden?
Prof. Dr. Dirk Heckmann: Grundsätzlich ist das Internet zunächst nur ein Medium, in dem wir viel Richtiges, Wichtiges und Geistreiches finden. Gleichzeitig hat das Internet aber auch eine 'dunkle' Seite: Es gibt nämlich auch genauso viel Unsinn, Dummheit und Abstumpfendes. Die Gefahr besteht dann darin, nicht ausreichend zwischen beiden Seiten zu trennen. Genau aus diesem Grund plädiere ich beispielsweise für eine flächendeckende Vermittlung von Medienumgangskompetenz.
Heute nutzt ein großer Teil der Bevölkerung zumindest zeitweise das Internet, darunter auch viele Ältere, die sich die Nutzung nach Abschluss der Schule praktisch selbst beigebracht haben. Sehen Sie hierin eine Gefahr?
Heckmann: Das Internet ist das Medium schlechthin für Autodidakten. Das ist im Ansatz auch zu begrüßen. Trotzdem handelt es sich beim Internet aber um so ein komplexes System, dass letztlich alle Nutzer eine Art begleitendes Coaching in Sachen IT-Sicherheit, Suche und Bewertung von Inhalten oder der generellen Nutzung von Diensten brauchen. Am Ende ist Internetnutzung ein hochkomplexes Geschehen: Die Einfachheit und der Plug-and-Play-Gedanke, man könne ein Kabel anschließen und loslegen, ist nur vorgetäuscht.
Ich werde in zehn Jahren also ein – digitaler – Analphabet sein, wenn ich das Internet nicht richtig nutze. Wie sieht eine richtige Nutzung für Sie denn aus?
Heckmann: Egal wie viel Spaß die einzelnen Nutzungsformen im Internet machen: Man darf nicht vergessen, immer eine gesunde und kritische Distanz zu wahren. Das fängt bei ganz einfachen Fragen an: Stimmt der Eintrag in Wikipedia? Stammt die E-Mail wirklich vom Absender? Soll ich eine App nutzen, obwohl sie so viele persönliche Daten haben will? Diese und viele andere Fragen sollte man sich immer wieder bei der täglichen Nutzung des Internets stellen. Außerdem muss man sich darauf einstellen, dass Internetnutzung auch lebenslanges Lernen bedeutet.
Wie finde ich denn aber überhaupt Zugang zu neuen Lernformaten, wenn der normale Nutzer gar nicht weiß, was für Möglichkeiten es gibt?
Heckmann: Die Antwort ist eigentlich erstmal ganz einfach: Sie müssen richtig suchen. Und weil das manchmal doch gar nicht so einfach ist, kommen an dieser Stelle auch die Bildungsinstitutionen mit einer wichtigen Aufgabe ins Spiel. Sie müssen den Nutzern gute Inhalte und hilfreiche Anwendungen näher bringen. Sehr gut kann das in Zukunft auch durch Werbung in sozialen Medien passieren, wo sich nützliche Hinweise am schnellsten verbreiten.
Titel: Maria Vaorin / photocase.com
Text: Twitter-Screenshot / elawprof