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Moritz Klenk, MSc, geb. 1985, studierte Kulturwissenschaft in Bayreuth sowie Religious Studies an der University of Edinburgh, UK, wo er 2011 mit einem Master of Science abschloss. 2009 bis 2012 war er Mitglied der soziologischen Arbeitsgruppe des gesellschaftswissenschaftlichen Kollegs der Studienstiftung des deutschen Volkes e.V. zum Thema: "Ordnung und Konflikt: Zur fragilen Stabilisierung von Gesellschaften der Gegenwart”. Von 2011 bis 2013 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Kultur- und Religionssoziologie an der Universität Bayreuth und als Lehrbeauftragter am Lehrstuhl Religionswissenschaft II tätig. Seit 2013 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Kulturtheorie & -analyse von Prof. Dirk Baecker an der Zeppelin Universität.
Die Blogplattformn hypotheses.org wurde in Spanien gegründet und ist eine nicht-kommerzielle Blogportal für englisch-, deutsch-, spanisch- und französischsprachige Blogs. Das Portal stellt kostenlos einen Service zur Verfügung, der das Eröffnen von Wissenschaftsblogs erleichtert, diese unter einem Dach versammelt und für eine größere Sichtbarkeit wie auch für die Archivierung der Inhalte sorgt. Das Portal enthält Beiträge, die von der wissenschaftlichen Redaktionen ausgewählt wurden.
"Open Truth - Form und Formen wissenschaftlicher und religiöser Wahrheit im Internet" ist der Titel des Promotionsvorhaben, wobei die Begriffe Form und Formen der näheren Erklärung bedürfen.
Die Einzahl des Begriffes - Form - bezieht sich auf die Funktion von wissenschaftlicher und religiöser Wahrheit im Internet, während der Plural - Formen - die empirische Manifestierungen derselben meint.
Klenk bedient sich dabei eines Buchtitels von Dirk Baecker (Form und Formen der Kommunikation).
Moritz Klenk vermutet, dass sich die Produktion und Aushandlung von wissenschaftlicher und religiöser Wahrheit maßgeblich verändert.
„Ich orientiere mich dabei an der These, die man bei Dirk Baecker, Niklas Luhman, und auch schon bei Marshall McLuhan findet. Die besagt, dass sich Gesellschaft durch das Aufkommen des Internets mit einer Medienkatastrophe konfrontiert sieht und sich in Auseinandersetzung mit diesem neuen Medium Gesellschaft dramatisch verändert. Eine Veränderung, die man vergleichen kann mit den Veränderungen durch das Aufkommen des Buchdruckes, der Schrift und der Sprache.“, so Klenk zum theoretischen Hintergrund seiner Überlegungen.
Sie finden Verwendung angesichts des Phänomens des Internets, das eine vernetzende Arena des Wissens, des Meinungsaustauschs, des Streits und der schier unendlichen Fülle inhaltlicher Inspiration ist. Wissenschaftler, Institute und Forschungsgruppen nutzen zunehmend diese Arena, um Erkenntnisse auf eigenen Blogs zu publizieren oder auf Twitter miteinander zu diskutieren und zu teilen. Der Zugang zu den Wissensarbeiten wird so transparenter, aber auch die Möglichkeit für jeden, vermeintliche wissenschaftliche Erkenntnisse und Argumente zu veröffentlichen, wird vereinfacht. Das gilt ebenso für Religion, die auf die Auslegung von religiösen Texten angewiesen ist, die bestimmten Autoritäten in der Kirche vorbehalten ist. Im Netz kann nun jeder interpretieren, wissenschaftlich argumentieren, damit eine Öffentlichkeit finden und so Wahrheit produzieren. Wie Wissenschaft und Religion mit dieser Herausforderung umgehen, mit dem neuen Medium weiterhin verlässliche und glaubwürdige Wahrheiten zu produzieren, ist Klenks zentrale Forschungsfrage in seinem Promotionsvorhaben, das von Dirk Baecker betreut wird.
Dabei sind Blogs eine zentrale Informationsquelle: „Die Weblogs sind deshalb spannend, weil sie eine aufstrebende Form der Kommunikation sind. Sie haben im relativ persönlichen Tagebuchformat angefangen und sich mittlerweile von diesem gelöst und werden nun nahezu für alle möglichen Zwecke verwendet: als Forschungstagebücher, Linksammlungen, Notizsammlungen und vieles mehr.“ Insbesondere wird Klenk für die Datenerhebung die Plattform Hypotheses.org nutzen, die zahlreiche wissenschaftlicher Blogs vereint.
Klenk untersucht auf den Weblogs drei unterschiedliche Ebenen, die seiner Meinung nach die Wahrheitsproduktion wechselseitig beeinflussen. Das ist einerseits die Ebene des Codes, der nicht offen sichtbar ist, aber die Infrastruktur der Seite bestimmt. „Dabei analysiere ich, welche Möglichkeiten durch die Codeebene gegeben und welche ausgeschlossen werden“, erläutert Klenk. Hinzukommt die Ebene der medialen Inhalte. Hier spielen die Art und Weise der Verwendung von Bildern, Texten und Videos eine Rolle, und auch wie die Benutzeroberfläche aufgebaut ist. Nicht zuletzt kommt es auf die inhaltlich-diskursive Ebene an – also die Diskussionskultur, die die Ebene der Wahrheitsproduktion als kommunikativer Vorgang sei, so Klenk.
Noch steht Klenk am Anfang seines Forschungsvorhabens. Als Ziel sei eine Typologie von Form und Formen der Wahrheitsproduktion denkbar, die Aufschluss darüber geben könnte, „wie Wahrheit im Internet produziert und kommuniziert, angegriffen, geändert, verteidigt, also kommunikativ ausgehandelt wird", so der Kulturwissenschaftler.
Klenk bloggt und twittert ebenso wie sein Doktorvater Dirk Baecker (Blog und Twitter).
Fotos: hypotheses.org (Text), (Titel)