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Philipp von Gilsa, Jahrgang 1989, studierte bis Anfang 2014 Corporate Management and Economics an der Friedrichshafener Zeppelin Universität. Im September 2014 beginnt er einen Double Degress im Studienfach "International Public Administration & Government" in Peking und London. Aktuell arbeitet von Gilsa beim Inkubator Rocket Internet in Paris, die jungen Unternehmen bei ihrem Weg zur und nach der erfolgreichen Gründung helfen. Für seine außerordentliche Bachelor-Arbeit wurde von Gilsa kürzlich mit dem Leonardo und Co. Award ausgezeichnet.
Philipp von Gilsa hatte in seiner Bachelor-Arbeit empirisch untersucht, ob deutsche Familienunternehmen im Vergleich zu Nicht-Familienunternehmen mit Blick auf ihre Wertsteigerungsmöglichkeiten bessere Akquisiteure sind. Vermutet hatte der 24-Jährige, dass aufgrund der prominenten Stellung der Familie im Unternehmen starker Einfluss auf die Unternehmensstrategie genommen wird und dadurch Manager an nicht profitablen Übernahmen gehindert werden. Seine Untersuchung bestätigt diese Annahme und zeigt bei Familienunternehmen eine deutlich höhere Wertsteigerung nach einer Unternehmensübernahme.
Mit ausgezeichnet wurde bei der Feierstunde in der Villa Bonn der Frankfurter Gesellschaft für Handel, Industrie und Wissenschaft in Frankfurt am Main auch von Gilsas Betreuer der Arbeit, Juniorprofessor Dr. Mark Mietzner, Inhaber der Juniorprofessur für Finanzierung am Friedrichshafener Institut für Familienunternehmen der ZU. „Die Auszeichnung der Arbeit von Philipp von Gilsa unterstreicht die Bedeutung der Forschung zu Familienunternehmen für Wissenschaft und Praxis“, kommentiert Mietzner die Ehrung.
Philipp von Gilsa ist bereits der dritte Preisträger der ZU in diesem Wettbewerb nach Hanning von Spiegel 2012 und Mark Hahnfeld 2011. „Es ist ein besonders schönes Signal für unsere Studierenden, wenn ihre Abschlussarbeiten nicht nur einen Erkenntnisgewinn für die Praxis beinhalten, sondern auch noch mit einem Preis honoriert werden“, freut sich Mietzner.
Der „Leonardo und Co. Award“ wird seit 2006 vergeben und zählt zu den wichtigsten Studienpreisen im Bereich "Mergers and Acquisitions" (Fusionen und Übernahmen). Eingereicht werden können Abschlussarbeiten von Diplom- sowie Master- und Bachelor-Studiengängen aus diesem Bereich mit finanzwirtschaftlichem Bezug, die im jeweiligen Vorjahr an einer Universität im europäischen und englischsprachigen Raum verfasst wurden.
Die Jury besteht aus hochrangigen deutschen und internationalen Wissenschaftlern unter der Leitung von Professor Dr. Dirk Schiereck von der Technischen Universität Darmstadt sowie Vertretern von Leonardo und Co. Für den Award ist für die Kategorien Diplom-/Master-Arbeiten und BachelorArbeiten ein Preisgeld von insgesamt 4000 Euro ausgelobt.
Leonardo und Co. ist fokussiert auf unabhängige Beratung in den Bereichen Corporate Finance, Debt und Equity für große und mittelgroße Unternehmen, Finanzinstitutionen, Finanzinvestoren und staatliche Einrichtungen. Das Unternehmen verfügt über Standorte in Amsterdam, Brüssel, Frankfurt am Main, Madrid, Mailand, Paris, Rom und Zürich und beschäftigt 130 Professionals.
Können Sie kurz die Hauptthese Ihrer Arbeit erläutern?
Philipp von Gilsa: Meine grundlegende Annahme ist, dass börsennotierte, deutsche Familienunternehmen erfolgreicher Unternehmen akquirieren als börsennotierte Nicht-Familienunternehmen. Als Familienunternehmen definierte ich dabei Unternehmen, bei denen Familienmitglieder 30% oder mehr der Aktien halten. Die erfolgreichere Akquise steht für die Wertsteigerung der Aktie des kaufenden Unternehmens um den Zeitpunkt der Ankündigung der Übernahme.
Wie sind Sie denn zu diesem Ergebnis gekommen?
von Gilsa: In meiner Arbeit bin ich der sogenannten Family-Monitoring-Hypothese gefolgt. Diese besagt, dass Familienmitgliedern der langfristige Erfolg des eigenen Unternehmens besonders am Herzen liegt. Hierfür gibt es unterschiedliche Gründe in der Literatur, von der emotionalen Bindung, bis zum Weiterbestehen des Unternehmens als Hauptziel der eigenen Arbeit. Die Familie als Anteilseigner kontrolliert das Management und beeinflusst dessen Akquisitionsentscheidungen positiv, indem schlechte und wertvernichtende Übernahmen eliminiert oder sogar reduziert werden. Solche Motive sind beispielsweise "Empire Building", "Overconfidence" oder "Hybris". Somit werden die klassischen Konflikte und Kosten zwischen dem Prinzipal, der Familie als Eigentümer und dem Agenten, also dem Fremd-Management, die zwischen den Anteilseigner und Managern klassischer Weise auftreten, durch die Governance Strukturen von Familienunternehmen reduziert.
Mein Fazit ist letztendlich, dass diese Aussage besonders bei kleinen Familienunternehmen zutrifft. Da ich mit Quantile-Regressionen gearbeitet habe lässt sich aber auch sagen: Ganz besonders erfolgreiche und ganz besonders schlechte Akquisitionen lassen sich nicht mit der Differenzierung zwischen Familien- und Nicht-Familienunternehmen erklären. Das ist aber auch logisch, denn hier haben wahrscheinlich auch andere, außerordentliche Faktoren eine Rolle gespielt.
Woher haben Sie die Fakten für Ihre Studien erhalten?
von Gilsa: Um einen möglichst breiten Einblick zu gewinnen, habe ich auf viele verschiedene Quellen zurückgegriffen. Da waren von Datenbanken und Tools wie Daphne, Zephyr oder Thomson One Banker bis hin zum Lesen von wahrscheinlich 1.000 und mehr Geschäftsberichten alles dabei.
Was hat Sie an dem Thema besonders gereizt?
von Gilsa: Für mich war besonders das Zusammenspiel verschiedener Methoden reizvoll. Die Verknüpfung von einer hoch methodischen und analytischen Vorgehensweise mit "soften" zwischenmenschlichen Erklärungsmustern, wie dem Verhältnis von Familienmitgliedern zum Management und der Entscheidungsfindung ist immer noch einer der spannendsten Bereiche der Betriebswirtschaft.
Haben Sie einen persönlichen Bezug zur Erforschung deutscher Familienunternehmen?
von Gilsa: Bei mir gibt es sogar gleich einen doppelten Bezug. Einerseits habe ich anderthalb Jahre bei unserem Junior-Professor Dr. Mark Mietzner am Lehrstuhl für Finanzierung gearbeitet, andererseits habe ich auch im familiären Hintergrund Verbindungen zu Familienunternehmen.
Wie sehen Sie Ihren weiteren Weg?
von Gilsa: Aktuell arbeite ich in Paris für einen Inkubator und leiste sozusagen Starthilfe für junge Gründer. Im September 2014 werde ich dann nach Peking ziehen und einen zweijährigen Double Degree in Internationaler Politik zwischen der Peking University und der London School of Economics machen. Der Wirtschaft werde ich aber trotzdem treu bleiben. Nur dann eben mit einer tri-disziplinären Denkweise, mit einem Bachelor-Abschluss in Corporate Management and Economics, einem Minor in Communication and Cultural Management und eben meinem neuen Master-Studiengang.
Waren Sie bei der vielen Arbeit eigentlich noch sehr überrascht, als Sie von der Preisvergabe erfahren haben?
von Gilsa: Ich war natürlich überrascht, als ich die Nachricht bekommen habe. Der Leonardo-Award Ist eine super Bestätigung der Aufwände, die bei aller Bescheidenheit das Maß einer Bachelor-Thesis überstiegen haben. Zudem ist der Preis für mich ein vorerst toller Abschluss meines wirtschaftswissenschaftlichen Studiums.
Titelbild: plantoo47 (flickr.com)
Bilder im Text: Privat (Zeppelin Universität) / Travel Aficionado / Chuck Patch (jeweils flickr.com)