Das Fernsehen als Leitmedium verliert zunehmend an Bedeutung, haben Prof. Dr. Udo Göttlich und Dr. Martin R. Herbers vom Lehrstuhl für Allgemeine Medien- und Kommunikationswissenschaft in ihrem Forschungsprojekt "Mediatisierte Medienrezeption" herausgefunden. Dass der Trend zum Second Screen geht, zeigt auch eine Umfrage unter ZU-Studierenden.
Zum Interview mit Prof. Dr. Udo Göttlich und Dr. Martin R. Herbers
Johannes (SPE) twittert z.B. regelmäßig während des Tatorts und kommentiert eifrig mit. Wenn ihm etwas nicht gefällt, dann wird er auch mal gerne zum kritischen „Pöbler“: So in etwa vor einigen Monaten im Frankfurter Tatort, der von einem Mord im Zirkus handelte. „Der #tatort heute mal wieder eine Zirkusveranstaltung“ zwitscherte er ins Netz.
Linnea (CCM) ist erst durch die beliebte Online-Plattform „9Gag“ zu den Serien „Breaking Bad“ und „Game of Thrones“ gekommen und verfolgt diese seither. Für sie waren Memes in dem sozialen Netzwerk der Anlass, sich mit den Serien zu beschäftigen: „Vielleicht wäre ich sonst nie darauf gekommen, ,Breaking Bad‘ oder ,Games of Thrones‘ zu schauen“, sagt Linnea heute.
Max (CCM) hat während der WM 2014 Twitter genutzt, um mit der weltweiten Fangemeinschaft über die Spiele zu diskutieren. Er suchte zum Beispiel unter dem Hashtag #GERBRA nach anderen Fans, um sich online auszutauschen. „Vor allem der Diskurs mit fremden Menschen aus aller Welt ist es, was mir am twittern Spaß macht“, sagt Max und freut sich schon auf künftige Siege der deutschen Elf.
Viktor (CME) nutzt regelmäßig ausgewählte Blogs oder Podcasts, um an Informationen aus regionaler Quelle zu bekommen. Einmal am Tag bricht er zu seiner „News-Reise“ auf, um sich auch bei Al Jazeera, der New York Times, Le Monde und the Hindu ein möglichst ausgeglichenes Bild vom Weltgeschehen zu machen. Auf Links zu Artikeln, die Freunde von ihm posten, klickt Viktor auch gelegentlich, aber auch nur dann, wenn er deren Meinung als kompetent und zuverlässig einstuft.
Shahin (PAIR) hält nichts von Second Screen. Viel lieber schaut er Filme und Serien klassisch vor dem Fernseher. „Ansonsten lenkt man sich doch viel zu sehr ab und schaut gar nicht mehr richtig zu“, findet er. Viel lieber lässt Shahin deshalb den Film auf sich wirken, ohne nebenher zu twittern und zu chatten. „Diskutieren ja – aber bitte hinterher und persönlich“.
Otto (SPE) nutzt soziale Medien wie Facebook, um sich über die klassischen Nachrichtenkanäle hinaus über das weltpolitische Geschehen zu informieren. Er folgt dazu verschiedenen Korrespondenten von ARD oder dpa, um an Informationen aus Krisengebieten wie Syrien oder Israel zu gelangen. Dadurch erweitert er seinen Horizont an den Stellen, wo die dreißig-sekündigen Berichte der Tagesschau zu kurz kommen. Um auch die internationale Perspektive nicht zu verlieren, hat Otto außerdem die Social-Media-Auftritte von CNN und Al Jazeera „geliked“.
Früher hat Jana (CME) Serien bis zum Umfallen gesuchtet: Ob Chuck, Gossip Girl, Vampire Diaries oder Pretty Little Liars, kaum eine Serie haben sie und ihre Freundinnen ausgelassen. Immer mit dabei waren dabei auch soziale Medien, ob während dem Serien schauen oder danach: „Wenn man über die Serie und die Charaktere diskutiert, kann man sich viel besser reinversetzen, beginnt zu reflektieren und sofort macht es viel mehr Spaß“, findet Jana heute, obwohl sie aus Mangel an Zeit und Lust mittlerweile kaum noch Serien verfolgt.
Für Jonathan (CCM) hat WhatsApp bei der Fußball-WM in Teilen das Public Viewing ersetzt: Ironische Kommentare, Anspielungen und Vergleiche zu einzelnen Spielsituationen oder Spielern wie etwa Manuel Neuer verbreiteten sich unter den „Schland“-Fans wie ein Lauffeuer. „Bestes Beispiel ist das Video des brasilianischen Cocktails, der von einem deutschen Bierkrug zerschmettert wird“, erinnert sich Jonathan an den historischen Halbfinalsieg der deutschen Nationalelf gegen den brasilianischen Gastgeber, „da macht das Gewinnen doch gleich doppelt Spaß.“
Zum Interview "Spurensuche am #tatort"