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studiert im 7. Bachelorsemester Corporate Management & Economics an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen mit Schwerpunkt Innovationsmanagement und Marketing. Sein besonderes Interesse gilt den Schnittstellen zwischen technisch und strategisch ausgerichteten Abteilungen - ein Thema, mit dem er sich auch in seiner anstehenden Bachelorarbeit befassen wird.
Zunächst einmal wirkt es abstrus, Parallelen zwischen Mafiosi und legal handelnden Unternehmern zu ziehen, doch bei genauem Hinsehen wird deutlich, dass sich diese Sichtweise lohnt. Denn beide Akteure sehen sich in Zeiten der Globalisierung mit ähnlichen Problemen konfrontiert. „Die Mafia erfährt in ihrem traditionellen Kerngeschäft, dem Drogenhandel, zunehmend Konkurrenz durch ausländische Organisationen und schaut sich daher immer mehr nach alternativen Geschäftsfeldern um“, erklärt Piepenstock. Sieht man von Gewaltbereitschaft und der Illegalität ihrer Handlungen ab, so erfüllen Mafiaorganisationen zudem die Definition unternehmerischen Handelns, welche Wissenschaftler wie der US-Ökonom Peter Gottschalk darin sehen, dass ein Unternehmer durch das Angebot eines Produktes oder einer Dienstleistung einen gewissen Wert generiert. Piepenstock bemerkt zudem, dass auch ein Gros der klassischen Managementtheorie auf die Mafia anwendbar sei.
Nun besitzen Mafioso zunächst einen entscheidenden Nachteil gegenüber ihren legal handelnden Pendants: Es gibt keinerlei juristische Regeln, die ihnen die Einhaltung der unlauteren Abmachungen garantieren. Während in den Sphären des Rechtsstaats effektive Mittel zur Vollstreckung von Verträgen, Konfliktlösung oder zum Konsumentenschutz seitens des Staates bereitgestellt werden, müssen Mafiamitglieder auf ebendiese Ressourcen verzichten. Die Lösung: Vertrauen aufbauen. Die geschieht nicht individuell zwischen einzelnen Mafiosi, sondern pauschal als Vertrauen oder Solidarität gegenüber der „Familie“. Durch die Zugehörigkeit einer Person zu einer Organisation wird ihr damit auch das uneingeschränkte Vertrauen der anderen Mitglieder zu teil. ZU-Student Piepenstock sieht darin aus wirtschaftlicher Sicht vor allem eine Einsparung an Transaktionskosten, weil die Validität von Informationen innerhalb der Mafia nicht bei jedem Kontakt neu bewertet werden muss. Grundsätzlich gelte: Je vertrauenswürdiger die Organisation, desto geringer die Transaktionskosten und desto geringer die Anzahl der nötigen Hierarchieebenen.
Hier kommen die legalen Unternehmen ins Spiel, die sich den Aspekt des Vertrauens zu Nutze machen können. Für sie gilt, dass die Arbeit unter Mitarbeitern effizienter abläuft, wenn diese dieselben Werte und Normen teilen und sich gegenseitig vertrauen. Zwar seien Verträge, beispielsweise zwischen Geschäftspartnern, eine Möglichkeit, sich gegen Fehlhandlungen des Partners zu schützen, jedoch seien juristische Kontrakte alleine oft ineffizient. Insbesondere bei länger andauernden Geschäftsbeziehungen könne eine vertrauensbasierte Zusammenarbeit deutlich bessere Ergebnisse erzielen, befindet Nicolas Piepenstock. Es gelte, eine gemeinsame Identität und kollektive Werte für das eigene Unternehmen zu finden und ebenso gezielter auf die Auswahl der Arbeitnehmer zu achten. Dies alles führe zu einer vertrauensvolleren Arbeitsatmosphäre mit gemeinsam getragenen Werten und in der Konsequenz zu gesteigerter Effizienz im unternehmerischen Handeln - innerhalb wie außerhalb der Organisation.
Titelbild: Alex Cherry / flickr.com (CC-BY-NC-SA 2.0)
Bilder im Text: Eneas de Troya / flickr.com (CC-BY 2.0)
Nguyen Hung Vu / flickr.com (CC-BY 2.0)
Redaktionelle Umsetzung: Felix Lennart Hake