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David Nelles stammt aus der Eifel-Mosel-Region und verbrachte nach dem Abitur sechs Monate in Kanada. Dort arbeitete er auf vielen kleinen ökologischen Farmen und entwickelte so ein starkes Bewusstsein für den Umwelt- und Klimaschutz. Seit 2016 studiert der Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung den Bachelor „Corporate Management & Economics“ an der Zeppelin Universität. In Zukunft möchte er Unternehmen zum Durchbruch verhelfen, die mit neuen Technologien auf Umweltprobleme wie den Klimawandel, Massentierhaltung oder die Plastikverschmutzung antworten.
Christian Serrer wurde in Offenbach geboren und wuchs im Schwarzwald auf. Seit Januar 2016 studiert er ebenfalls den Bachelor „Corporate Management & Economics“ an der Zeppelin Universität. In seiner Freizeit spielt er seit dem 9. Lebensjahr Tischtennis und verbringt seine Zeit in den Bergen, beim Volleyball, Schwimmen und Fahrradfahren.
Wie ist die Idee entstanden, ein Buch über den Klimawandel zu schreiben?
David Nelles und Christian Serrer: Wir saßen vor etwa eineinhalb Jahren in der Mensa der Zeppelin Universität zusammen und haben uns über den Klimawandel unterhalten. Dabei haben wir gemerkt, dass wir nicht wirklich wussten, was Sache ist. Um das zu ändern, wollten wir aber keine dicken Fachbücher lesen, sondern haben ein Buch gesucht, das die Thematik in kurzen Texten und mit vielen anschaulichen Grafiken verständlich auf den Punkt bringt. Dieses Buch haben wir nicht gefunden, und dann haben wir uns entschlossen, es einfach selbst zu schreiben.
Ein ziemlich riskanter Plan: Wie haben eure Familien und Freunde darauf reagiert?
Nelles und Serrer: Die meisten waren anfangs ziemlich skeptisch. Vor allem unsere Eltern, da wir unsere Praktika abgesagt, ein Praxissemester gemacht und unser Auslandssemester verschoben haben. Nachdem sie dann aber die ersten Texte zum Gegenlesen bekommen und gemerkt haben, dass unser Vorhaben Hand und Fuß hat, waren alle gespannt auf das fertige Buch.
Was waren die größten Herausforderungen, was die größten Überraschungen bei der Bearbeitung der Texte und Grafiken?
Nelles und Serrer: Die größte Überraschung war der Zeitplan. Anfangs dachten wir uns, dass die Semesterferien reichen würden, dann wurden daraus eineinhalb Jahre. Die größte Herausforderung war es, die komplexen Themen so herunterzubrechen, dass die Texte trotzdem wissenschaftlich korrekt und verständlich sind. Geholfen haben uns dabei mehr als 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die uns jederzeit bei Fragen und mit unzähligen Anregungen zur Seite standen.
Warum habt ihr euren eigenen Verlag gegründet?
Nelles und Serrer: Unser Ziel war es von Anfang an, so viele Menschen wie möglich zu erreichen. Uns als Studenten war daher klar, dass der Buchpreis möglichst niedrig sein muss, damit sich jeder unser Buch leisten kann. Konkret hatten wir 5 Euro anvisiert. Damit war dann auch klar, dass wir nicht mit einem klassischen Verlag zusammenarbeiten können. Denn mit einem Buchpreis von 5 Euro lässt sich kein Verlagsapparat finanzieren. Deshalb haben wir uns kurzerhand entschlossen, unseren eigenen Verlag zu gründen, um Aufgaben wie die Suche nach Grafikern, Lektoren, einer Druckerei und die Organisation der Finanzierung, Vertrieb, Marketing und so weiter selbst in die Hand zu nehmen.
Wie habt ihr es geschafft, Studium und Buchprojekt zu vereinbaren?
Nelles und Serrer: Am Anfang wäre das unmöglich gewesen, deshalb haben wir ein Semester ausgesetzt. Im Semester darauf hat es wieder sehr gut funktioniert, da die Texte fast fertig waren und unser gesamtes Vorhaben finanziert war. Zugeben müssen wir allerdings, dass das Studium an der einen oder anderen Stelle hintanstehen musste. Gerade die letzte Prüfungsphase war holprig. Denn Anfang Dezember haben wir unser Buch vorgestellt und danach hatten wir alle Hände voll zu tun. Viel Zeit zum Lernen blieb da nicht.
Ganz kurz zusammengefasst: Was ist Inhalt, was ist Ziel des vorliegenden Buches?
Nelles und Serrer: Wir möchten mit unserem Buch die Ursachen und Folgen des Klimawandels für jeden leicht verständlich erklären. Gleichzeitig setzen wir vor allem auf viele Illustrationen, damit es Spaß macht, sich mit dem Thema zu beschäftigen und man den Inhalt leichter begreifen kann. Ohne großen Aufwand und in kurzer Zeit soll klar werden, warum sich das Klima in den vergangenen 150 Jahren erwärmt hat und welche Auswirkungen das auf unsere Umwelt und besonders auf uns Menschen hat. Dazu versuchen wir, den aktuellen Stand der Wissenschaft objektiv und neutral darzustellen. Entsprechende Schlüsse zu ziehen, bleibt jedem selbst überlassen.
Wie kann es sein, dass viele Menschen den menschengemachten Klimawandel nicht wahrhaben wollen?
Nelles und Serrer: Zum einen, weil in der Öffentlichkeit immer wieder Stimmen zu Wort kommen, die den dominierenden Einfluss des Menschen auf das Klima anzweifeln – obwohl das keinesfalls dem Stand der Wissenschaft entspricht. Zum anderen haben wir das Gefühl, dass sich manche Menschen prinzipiell einer Anti-Alles-Haltung angeschlossen haben und dementsprechend auch den menschengemachten Klimawandel für eine Lüge halten. Hinzu kommt, dass man im Internet die fantastischsten Theorien und Argumente dafür findet, warum der Mensch keinen Einfluss auf das Klima hat. Als Laie fällt es da natürlich enorm schwer, zu erkennen, was stimmt und was nicht. Klar ist aber auch: Der Großteil der Menschen in Deutschland weiß, dass sich das Klima erwärmt hat und dass die Freisetzung von Treibhausgasen dafür verantwortlich ist.
Inwieweit hat sich euer Verständnis vom Klimawandel verändert?
Nelles und Serrer: Wie bereits angedeutet, konnten wir vor etwa eineinhalb Jahren nur die üblichen Schlagworte wie Dürren, Überschwemmungen, Meeresspiegelanstieg und den Eisbären aufzählen. Nach einem halben Jahr Recherche ist dann der Groschen gefallen und wir hatten verstanden, dass der Klimawandel weit mehr als schmelzende Gletscher bedeutet und dass gerade das den Klimawandel ausmacht. Denn es gibt nicht die eine Auswirkung, die uns vor ein Problem stellt. Es ist wie ein Mosaik aus unzähligen Veränderungen, die unsere Umwelt und besonders uns selbst in Summe vor enorme Herausforderungen stellt beziehungsweise stellen wird. Allein die vielfältigen gesundheitlichen Beeinträchtigungen – auch in Europa und in Deutschland – haben uns klar gemacht, wie dringend es ist, den Klimawandel zu stoppen.
Spiegelt sich das auch im Alltag wider?
Nelles und Serrer: Ja. Irgendwann hatten wir so viel Wissen angehäuft, dass wir nicht mehr an der Frage vorbeikamen, was wir selbst direkt zum Klimaschutz beitragen können. Als erstes haben wir beschlossen, nur noch ein Mal pro Woche Fleisch zu essen. Denn bei der Herstellung von einem Kilogramm Rindfleisch entstehen etwa 20 Mal so viele Treibhausgase wie bei Obst oder Gemüse. Außerdem sind wir zu einem Ökostromanbieter gewechselt und verzichten auf Flugreisen.
Nachrichten über die negativen Folgen des Klimawandels müssten doch eigentlich zum Handeln anregen. Doch warum ist der Schritt vom Wissen zum Handeln so schwer?
Nelles und Serrer: Genau wie wir vor etwa eineinhalb Jahren kennen die meisten Menschen zwar Schlagworte wie Dürren, Überschwemmungen, CO2-Ausstoß und so weiter, aber nur die wenigsten wissen, was der Klimawandel konkret bedeutet. Hinzu kommt, dass es in der öffentlichen Debatte oft nur um Themen wie das Aussterben der Eisbären oder den Meeresspiegelanstieg geht. Das betrifft uns am Bodensee allerdings relativ wenig. Wenn man jedoch erstmal die vielen unzähligen Folgen des Klimawandels konkret verstanden hat und erkennt, dass diese keine Zukunftsmusik sind und uns schon heute in Europa beziehungsweise in Deutschland betreffen, beginnt man eher sein eigenes Verhalten zu hinterfragen.
Was kann jeder Einzelne von uns denn tun?
Nelles und Serrer: Es gibt unzählige Bereiche, an denen man im Alltag ansetzen kann, und den meisten sind diese Punkte wahrscheinlich schon bekannt. Weniger Fleisch essen beziehungsweise insgesamt weniger zu tierischen Produkten greifen, regionale und saisonale Lebensmittel kaufen, zum Ökostromanbieter wechseln, weniger fliegen, statt dem Auto auf Bus, Bahn oder das Fahrrad umsteigen, zu LED-Lampen greifen, aus der eigenen Wohnung keine Sauna machen und die Heizung etwas herunterdrehen, Elektrogeräte abschalten statt auf Stand-by schalten und vieles mehr.
Wichtig ist dabei immer zu betonen, dass es nicht darum geht, von heute auf morgen alles umzusetzen. Auch wenn das für die Umwelt wünschenswert wäre, ist das wenig realistisch. Vielmehr geht es darum, irgendwo anzufangen. Anfangs kann man ein, zwei Dinge ausprobieren und schauen, was einem leichter fällt und sich im Alltag umsetzen lässt und was eher nicht. So kann jeder für sich herausfinden, was möglich ist, und wird feststellen, dass Klimaschutz keineswegs etwas mit Verzicht und Einschränkung zu tun hat oder dass man an Lebensqualität einbüßt. Übrigens: Wenn sich jeder ein paar Bereiche herauspickt, lassen sich die Klimaziele 2020 noch locker erreichen, ohne dass wir auf Politik und Wirtschaft warten müssen.
Es ist also eine Fortsetzung geplant?
Nelles und Serrer: Wir spielen mit dem Gedanken, ein zweites Buch über die möglichen Lösungen des „Klimaproblems“ zu schreiben. Also eben aufzuzeigen, was jeder Einzelne tun kann und wo sich Politik und Wirtschaft bewegen können beziehungsweise müssen. Das liegt allerdings noch in weiter Ferne. Denn jetzt konzentrieren wir uns erstmal darauf, mit unserem ersten Buch so viele Menschen wie möglich zu erreichen.
Titelbild:
| Bogdan Pasca / Unsplash.com (CC0 Public Domain) | Link
Bilder im Text:
| David Nelles und Christian Serrer (alle Rechte vorbehalten) | Link
| Patrick Hendry / Unsplash.com (CC0 Public Domain) | Link
Redaktionelle Umsetzung: Florian Gehm