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Rayner ist politischer Anthropologe und beschreibt sich selbst als „undisziplinierter“ Wissenschaftler, der sich dem Verändern der Welt mithilfe der Sozialwissenschaft verschrieben hat. Er ist James-Martin-Professor für Science and Civilzation an der School of Anthropology and Museum Ethnography an der Oxford Universität. Dort ist er ebenso Direktor des Institute for Science, Innovation and Society, an dem er das Oxford Programme for Future of Cities und das Oxford Geoengineering Programme betreut. Darüber hinaus ist er als Honorprofessor an der Univeristät Copenhagen tätig.
Das ECS an der Zeppelin Univeristät setzt sich unter anderem für die Suche nach effizienten Wegen in der Klimapolitik ein und veranstaltete zu diesem Thema am 12.03.2013 das Symposium "A new direction for Climate Policy?". Mehrere junge Wissenschaftler stellten ihre Forschungsprojekte im Bereich der Klimapolitik vor. Darunter waren Themen wie die globale Plastikproduktion und Recyclingprozesse, die Interessen der entscheidenen Akteure bei Klimaverhandlungen, und die Kooperation von Städten auf der Nord- und Südhalbkugel hinsichtlich der Reduktion von CO². Das Symposium endete mit einer Podiumsdiskussion über Geoengineering zwischen Prof. Dr. Steve Rayner, Prof. Dr. Klaus Hasselmann, ehemaliger Direktor des Max-Planck-Institutes für Meteorologie und Prof. Dr. Dick Pels, niederländischer Soziologe und Mitglied der grünen Linken.
Die Speicherung von Kohlendioxid auf dem Meeresboden ist einer der wichtigsten Wege, um die Emissionen zu verringern. Norwegen speichert das Gas schon seit mehreren Jahren im Sleipner-Gasfeld und in der Barentssee, wo die Forscher des Projektes Eco2 nun untersuchen, wann und warum Kohlendioxid aus den Speicheranlagen austreten könnte und welche Effekte dies auf das Ökosystem des Meeres hat. Das Ziel des Projektes ist die Definition der Risiken dieser Speicherungsform und der Entwicklung von Richtlinien für die Implementierung und Überwachung von Speicheranlagen am Meeresboden.
Das Forschungsprojekt von Professor Dr. Steve Rayner, das von Juli 2012 bis September 2014 läuft, ist eine Kollaboration zwischen den Universitäten Oxford, Sussex und dem University College London. Ihre Forschung folgt den Oxford Prinzipien der Geoengineering Governance:
1) GE soll wie ein öffentliches Gut reguliert werden
2) Die öffentliche Beteiligung bei Entscheidungen zu GE soll gewährleistet werden
3) Die Ergebnisse der GE-Forschung sollen frei zugänglich publiziert werden
4) Die Effekte von GE müssen unabhängig eingeschätzt werden
5) Es müssen stabile Goverance-Strukturen vor dem Einsatz der Technologien exisitieren.
Die Bearbeitung der drei großen Themenblöcke des Forschungsprojekts enthält jeweils einen Workshop, bei denen Politiker, Praktiker und Akteure der Zivilgesellschaft zusammenkommen. Die Ergebnisse des ersten Workshops sind bereits verfügbar.
Seit wenigen Jahren erforschen Wissenschaftler verschiedener Disziplinen technische Möglichkeiten, den Klimawandel zu bremsen. Geoengineering heißt die Fachrichtung, die sich mit globalen Klimamanipulationen in all ihren Dimensionen auseinandersetzt. An der Zeppelin Universität sucht das European Centre for Sustainablity (ECS) nach effizienten Wegen in der Klimapolitik. Auf einem Symposium des ECS skizzierte Professor Dr. Steve Rayner von der Oxford University die Herausforderungen des Geoengineerings.
Die Ideen reichen von Spiegeln oder Sonnensegeln im Weltall, um die Strahlung zu steuern, bis hin zu einer Schwefeldioxid-Behandlung der Stratosphäre, damit Sonnenlicht reflektiert werden kann. Die durchschnittliche Temperatur auf der Erde könnte so gesenkt werden. Auch für die Verringerung des Kohlendioxidgehalts in der Atmosphäre gibt es verschiedene Lösungsansätze. Sie reichen von gezielt angepflanzten Wäldern bis zur Düngung der Meere, um das Algenwachstum zu fördern. Diese könnten das Gas speichern und so den Kohlendioxidgehalt insgesamt senken.
Solche Gedankenspiele und Forschungen wecken gerade vor dem Hintergrund schwieriger Klimaverhandlungen und globaler Einigungen das besondere Interesse von Wissenschaft und Politik. Das Kyoto-Protokoll gilt trotz Verlängerung bis 2020 vielerorts als gescheitert, weil eine bedeutende Reduktion der Treibhausgase nicht erreicht werden konnte. Technische Möglichkeiten zur Bekämpfung des Klimawandels werden da wieder attraktiv.
Allerdings: So verlockend Geoengineering erscheint, die Forschung steckt noch in den Kinderschuhen. Wirksamkeiten und Risiken von großräumigen Umwelt-Manipulationen lassen sich nur schwer kalkulieren. Probleme zeigten sich bereits bei der Förderung des Algenwachstums. So konnten Forscher mit einem Dünger die Pflanzen zwar vermehren, mussten jedoch feststellen, dass Tiere die Algen schnell wieder auffraßen. Dadurch wurde das CO2 schließlich schnell wieder ausgestoßen. Was fehlt sind langfristige Erfahrungen und eine breite Grundlagenforschung. Auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) machte bereits darauf aufmerksam, dass verstärkt untersucht werden müsse, wie das Ökosystem auf großflächige Eingriffe reagiert. Die Europäische Union fördert bereits Projekte, die sich damit auseinandersetzen – ein Beispiel ist Eco2, dass sich mit der Speicherung von CO2 im Meer und den Folgen beschäftigt.
Es sind aber nicht nur technische Fragen, die beantwortet werden müssen. Auch politisch stellt das Geoengineering eine Herausforderung dar. Die globalen Auswirkungen dieser Maßnahmen machen es notwendig, dass verschiedenste Akteure der internationalen Gemeinschaft ein gemeinsames Vorgehen abstimmen.
Was die globale Regulierung leisten muss, erforscht unter anderem Professor Steve Rayner am Institute for Science, Innovation and Society an der Universität Oxford. Er ist überzeugt: „Geoengineering kann die vielen Bestrebungen den Klimawandel abzuwenden, nicht ersetzen aber ergänzen.“
Er setzt sich für eine ergebnisoffene Forschung und einen achtsamen Umgang mit den neuen Ideen ein. Rayner und sein Team treibt die Frage um, welche Bedeutung das Geoengineering für die Gesellschaft haben könnte: Wie beeinflusst es das Zusammenleben von Menschen? Verletzt es ethische Grundsätze? Verleiht es bestimmten Regionen auf der Erde politische Macht – werden andere benachteiligt?
Das Projekt der Forscher gliedert sich in drei Bereiche. Zum einen geht es darum, wie Geoengineering in der aktuellen wissenschaftlichen und politischen Debatte definiert wird. Außerdem wollen sie klären, wie globale Klimamanipulationen kontrolliert werden könnten und sichergestellt werden kann, dass sie nicht politisch missbraucht würden. Der dritte Forschungsbereich befasst sich mit der Frage der politischen Umsetzung – wer könnte steuern, wer sollte entscheiden, wer muss mitreden dürfen. Ab 2014 rechnen die Forscher um Rayner mit ersten Ergebnissen.
Geoengineering ist in technischer und politischer Hinsicht ein junges Forschungsfeld. Auf Grund seiner Tragweite hält es die DFG für eine gesellschaftliche Herausforderung, deren Risiken, Chancen und Unsicherheiten auf interdisziplinäre Weise genauer erforscht werden müssen. Denn eines ist Wissenschaftlern und Politikern klar: auch wenn Spiegel und Sonnensegel im Weltall oder Dünger im Meer ihren Beitrag leisten könnten, den Klimawandel aufzuhalten - sie allein werden den Erdball nicht retten.
Foto:flickr/AIRS