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1988 in Sindelfingen geboren, studierte Anna-Christina Leisin zunächst Wirtschaftswissenschaften an der Universität Stuttgart-Hohenheim, bevor sie zum Masterstudium in Corporate Management & Economics an die Zeppelin Universität nach Friedrichshafen wechselte. Dort absolvierte sie neben einem Minor in Politics & Public Management auch ein Studienaufenthalt an der Sun-Yat-Sen-Universität in Guangzhou, China. Nach ihrem Bachelorstudium arbeitete Leisin zudem ehrenamtlich bei der weltweit tätigen Non-Profit-Handelsorganisation „World Trade Center“ in San Diego. Im März 2015 wurde sie für ihre Abschlussarbeit an der ZU mit dem Werner und Elfie Spaeth Award ausgezeichnet.
Die Umfrage zur Studie: Studium. Praktika. Nebenjob. Haben die ZU-Studierenden eigentlich Zeit, sich ehrenamtlich zu engagieren, irgendwo freiwillig und unentgeltlich mit anzupacken? Und wenn sie es tun: Was motiviert sie? ZU|Daily hat sich umgehört und präsentiert nun die Ergebnisse der Umfrage an der Zeppelin Universität.
Mit ihrer Analyse zur Situation des Ehrenamtes widmet sich Anna-Christina Leisin einem Thema, das für viele selbstverständlich ist, in seinem Wert aber umso häufiger unterschätzt wird. Freiwillige Arbeit spiele, so erklärt die Absolventin, im öffentlichen Leben eine enorm wichtige Rolle und sei dort nicht mehr wegzudenken - ob aus Sport- oder Kulturvereinen, Gesundheitsprojekten, sozialen Initiativen oder aus Kirchengemeinden. Wie wenig Wertschätzung dem Engagement dabei entgegengebracht wird, zeigt sich schnell bei einem Blick auf die Statistik, wo ehrenamtliche Arbeit bei Berechnung des Bruttoinlandsproduktes keinerlei Erwähnung findet. Dabei attestiert Leisin der jungen Gesellschaft „Y“ ein sich wandelndes Bild gesellschaftlicher Werte, wonach neben Geld und Besitz besonders die Ausübung sinnstiftender Arbeit als wünschenswert betrachtet würden. Sie selbst sammelte persönliche Erfahrungen im Ehrenamt unter anderem in den Rotaract Clubs in Friedrichshafen und Stuttgart, wo sie intensiv mit körperbehinderten Jugendlichen und Kindern aus sozialschwachen Familien arbeitete und den Wert unentgeltlicher Arbeit selbst erfuhr.
Das Problem: Um die Arbeit langfristig aufrecht erhalten zu können, sind Freiwilligenorganisationen auf ein langfristiges Engagement ihrer Unterstützer angewiesen und sehen sich zunehmend mit dem Problem konfrontiert, dieses auf lange Frist zu sichern. Während für das Gros der ehrenamtlichen Institutionen eine Vergütung der Arbeit aus finanziellen oder ideellen Gründen nicht in Frage kommt, fehlt primär eine vertragliche Bindung der Akteure an die Organisation. An dieser Stelle sieht Leisin eine Lösung der problematischen Bindungsfrage in der Erfüllung der Bedürfnisse ehrenamtlich engagierter Menschen, „vor allem in der Steigerung ihres Selbstwertgefühls durch informelle und formelle Wertschätzung.“ Demnach seien Auszeichnungen ein geeignetes Mittel, dem Wunsch nach externer Wertschätzung gerecht zu werden und somit die Freiwilligen nachhaltig zu motivieren. Dass sie sich bei ihrer Untersuchung, die sie im Rahmen ihrer Masterarbeit bei ZU-Gastprofessor Dr. Dr. Bruno Frey und Dr. Jana Gallus von der Universität Zürich durchführte, für die Deutschschweiz entschied, trägt der Vorreiterrolle Rechenschaft, welche die Eidgenossenschaft im internationalen Vergleich mit Blick auf die Vergabe von Auszeichnungen von Einzelpersonen einnimmt.
Auf der literaturbasierten Theorie gründete dann auch die eigentliche Untersuchung der Preisträgerin, für die sie eine Online-Umfrage unter Deutschschweizer Freiwilligenorganisationen durchführte. Mehr als 2000 Präsidenten oder Geschäftsführer entsprechender Institutionen stellten sich ihren Fragen zur Integration von Auszeichnungselementen in die Vereinsarbeit. Neben der reinen Abfrage der Nutzung von Auszeichnungen im ehrenamtlichen Alltag sollten die Befragten auch eine eigene Einschätzung der möglichen Wirkung einer solchen Anerkennung abgeben. Zwar präsentierte sich die Datenerhebung ob mangelnder einheitlicher Informationen als bisweilen herausfordernd, hier habe aber besonders das Renommee von Professor Bruno Frey eine entscheidende und unterstützende Rolle dabei gespielt, die Freiwilligenorganisationen zur Teilnahme an der Umfrage zu bewegen, zeigt sich die ZU-Absolventin dankbar.
Die Ergebnisse der Studie dürften ernüchternd wirken für so einige ehrenamtlich aktive Schweizer Bürger, stehen sie doch in starker Diskrepanz zu den Wünschen, die jene im „Schweizer Freiwilligen-Monitor“ äußerten. Demnach plädierten Freiwillige überwiegend für eine stärkere Anerkennung sowohl durch die eigene Organisation als auch durch die Öffentlichkeit. Auch die Freiwilligenorganisationen selbst schätzen die Wirkung solcher anerkennender Maßnahmen als „eher positiv“ bis „sehr positiv“ ein. Doch lediglich ein Drittel der interviewten Institutionen nutzen Auszeichnungen als Mittel zur Motivation und Anerkennung in ihren Strukturen. Diejenigen, die auf Auszeichnungen verzichten, führen nach Leisin unterschiedlichste Gründe an, einige möchten eine Bevorzugung einzelner Mitglieder vermeiden, andere sprechen dieser Strategie ihren Nutzen vollkommen ab oder nutzen alternative Formen der Anerkennung.
Die Masterabsolventin stellte folglich ebenso fest, „dass die untersuchten Freiwilligenorganisationen der Sichtbarkeit und dem Öffentlichkeitsgrad von Auszeichnungen deutlich zu wenig Bedeutung beimessen“. Indem sie vergebene Auszeichnungen nur in seltenen Fällen innerhalb der eigenen Strukturen oder gar darüber hinaus kommunizieren, konterkarieren sie die Wünsche ihrer engagierten Unterstützer, denen die öffentliche Anerkennung ein wichtiges Anliegen ist. Während die Alumna ihre theoretischen Annahmen zur Irrelevanz monetärer Anreizstrukturen durch die quantitative Querschnittstudie bestätigt sieht, attestiert sie der Praxis in der Ausgestaltung der Auszeichnungsformen starke Unterschiede zu den in der einschlägigen Literatur präsentierten Konzepten.
Titelbild: Lydia / flickr.com (CC-BY 2.0)
Bilder im Text: Tracy Russo / flickr.com (CC-BY-NC-SA 2.0)
Freiwillige Feuerwehr Wiesbaden-Sonnenberg / flickr.com (CC-BY-NC 2.0)
Wolfgang Borrs - Bergedorfer Tafel / tafel.de (Pressematerial)
Redaktionelle Umsetzung: Felix Lennart Hake