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Ludwig Gatti beendete sein Studium an der Zeppelin Universität 2014 mit dem Bachelor in Corporate Management and Economics und ist außerdem CFA-Charterholder. Aktuell arbeitet er als Senior Associate für Dimensional Fund Advisors und damit für einen Assetmanager, der wissenschaftliche Erkenntnisse in Investmentlösungen übersetzt.
Der Urknall der modernen, empirischen Finanzmarktforschung liegt noch gar nicht so lange zurück, dennoch hat sich seitdem einiges verändert: Im Jahr 1960 wurde an der Universität von Chicago das Center for Research in Security Prices (CRSP) als große Datenbank von Wertpapierpreisen und -renditen gegründet. Damit war es möglich geworden, die theoretischen Arbeiten der Finanzmarktwissenschaftler auch auf Praxistauglichkeit hin zu untersuchen. Zusammen mit der immer günstiger werdenden Rechenkraft der Computer und den damit verbundenen statistischen Auswertungsmöglichkeiten war damit auch der Grundstein für das wahre Feuerwerk finanzwissenschaftlicher Publikationen kommender Jahrzehnte gelegt. Zugleich hat sich das Verständnis darüber, was Investieren an Kapitalmärkten grundsätzlich bedeutet, dramatisch verändert. War es zunächst ganz natürlich darum gegangen, die Investments mit den höchsten Renditen zu identifizieren, fanden spätestens mit der Modernen Portfoliotheorie (Harry Markowitz, 1952) auch Überlegungen zum Risiko Eingang in Investmenterwägungen.
Ab dem Ende der 1960er-Jahre wurde zunehmend offensichtlich, dass die ganzen Bemühungen von Investoren und professionellen Fondsmanagern, eine überdurchschnittliche Rendite zu erzielen, in den allermeisten Fällen vergeblich ist. Meist handelt es sich dabei um Ansätze, die versuchen, durch die gezielte Auswahl einzelner, vermeintlich besonders attraktiver Investments oder aber durch die intelligente Wahl des Kaufs- und Verkaufszeitpunkts eine Rendite zu erwirtschaften, die über dem liegt, was Anbieter im Schnitt erzielen können. Nachdem immer mehr akademische Studien gezeigten hatten, dass dabei meist nur höhere Kosten für die Investoren erzeugt wurden, entstand die Idee, einfach in den breiten Markt zu investieren, was zur Auflegung der ersten Indexfondslösungen Anfang der 1970er-Jahre führte.
Heute, fast ein halbes Jahrhundert nach diesen revolutionären Erkenntnissen und Entwicklungen, lassen sich durchaus einige Folgen konstatieren: Immer mehr, gerade professionelle Investoren wählen kostengünstige, breit diversifizierte und systematische Investmentlösungen. Ein Indiz dafür ist nicht zuletzt der Boom von Indexfonds in den USA. Dennoch ist es frappierend, wie wenig nachhaltig sich das Verständnis des Investierens bei Privatleuten wie auch Fachleuten verändert hat: Viele Kunden wenden sich nach wie vor besonders wegen „heißer Aktientipps“ an Ihre (Bank-)Berater. Diese wiederum sprechen mit ihren Klienten häufig lieber über „spannende Investmentideen“, anstatt die individuelle Situation ihrer Kunden und die eigene Beratungsdienstleistung konsequent in den Mittelpunkt zu stellen und Investmentprodukte nur als Mittel zum Zweck anzusehen. Es scheint also manchmal so, als hätte man es mit Schwerhörigen zu tun, die den Urknall einfach überhört hätten.
Dabei gäbe es eigentlich viel Anlass genau hinzuhören. Nicht erst seit gestern tun sich Banken zunehmend schwer, nachhaltig profitabel zu sein und eine neue Vision für die Zukunft zu entwickeln. Der Ruhm der Investmentbanker hat wegen der hohen Kosten der Eigenkapitalanfordernisse und der zunehmenden Regulierung schon länger an Glanz eingebüßt. Gleichzeitig sind die Margen aus der Fristentransformation – das heißt aus dem traditionellen Einlagen- und Kreditgeschäft – wegen der geringen Zinsen auch nicht mehr einträglich genug. Viele Banken haben sich deshalb aus Mangel an Alternativen schon wieder dem herkömmlichen Privatkundengeschäft und Wealth Management zugewandt – nur meist mit der falschen oder gar keiner Strategie.
Dennoch ist der Weg vorgezeichnet und wird gerade in anderen Ländern schon beschritten. Für Privatinvestoren sind das gute Neuigkeiten, können sie sich doch auf eine bessere Finanzwelt freuen. Auch für junge Talente bietet sich einiges an Potenzial: Wer auf eine gute Ausbildung setzt, Empathie und Kommunikationsstärke mitbringt, der findet eine Branche im Wandel vor, in der sich viele attraktive Karrieremöglichkeiten bieten.
Die in diesem Text zum Ausdruck kommenden Ansichten sind die des Autors und repräsentieren nicht die Meinung von Dimensional Fund Advisors.
Titelbild:
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Bild im Text:
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Beitrag (redaktionell unverändert): Ludwig Gatti
Redaktionelle Umsetzung: Florian Gehm