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Pionierin des Monats Sophia Weß

Die Zukunft der Verwaltung im Blick

Von Sebastian Paul
30.01.2023
Die Zeppelin Universität hat mich darin bestärkt, dass ich mit meinen innovativen Ideen und meinem Gestaltungsdrang in der öffentlichen Verwaltung richtig aufgehoben bin. Ich kann den PMD-Master denjenigen nur ans Herz legen, die in der öffentlichen Verwaltung transformative Prozesse mitgestalten wollen.

Sophia Weß
Pionierin des Monats im Januar
 
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Sophia Weß ist aufgewachsen in einem 850-Seelen-Dorf in der Nähe von Fulda. In ihrem Eltern- und Großelternhaus waren Werte wie Solidarität, soziales Engagement und Meinungsbildung wichtig. Daher wirkte sie bald im Leitungsteam der Ministrantengemeinschaft mit und organisierte die wöchentlichen Ministrantenstunden, Messeinsatzpläne sowie gemeinsame Sammel- und Wochenendaktionen. „Ich kann mich erinnern, dass ich schon damals den Drang verspürte, eine Führungsrolle zu übernehmen und Projekte in der Gruppe anzustoßen“, erinnert sich Weß, die sich mit ihrem Team auch um die Renovierung eines heruntergekommenen Ministrantenhauses kümmerte, das seither Raum und Ort von Begegnungen ist.


Die Motivation, sich für das Gemeinwohl einzusetzen, und die Vorliebe für strukturiertes Arbeiten führten sie nach dem Abitur zu der Wahl, entweder ein Studium in Recht oder in Wirtschaft aufzunehmen. „Glücklicherweise entdeckte ich in dem dualen Bachelor in Public Administration ein Studienprogramm, das beide Disziplinen kombiniert“, berichtet Weß. Und so ging sie an die Hessische Hochschule für Polizei und Verwaltung in Wiesbaden. Dort belegte sie im dreimonatigen Wechsel Rechts- und Wirtschaftskurse und absolvierte turnusmäßige Praktika in verschiedenen Abteilungen im Regierungspräsidium Darmstadt.


Bis ins kleinste Detail durchstrukturiert war der theoretische Teil des dualen Bachelorstudiums. „Direkt am ersten Tag haben wir unseren Lehrplan für die nächsten drei Jahre ausgehändigt bekommen“, erläutert Weß. „Das hieß: Täglich von 8 bis 18 Uhr Seminar, was wenig Freiraum für akademische Gestaltungs- und Handlungsräume ließ.“ Auch wenn das in der Theorie vermittelte ökonomische und rechtliche Handwerkszeug sie auf die Praxis vorbereiten sollte, waren die behördlichen Prozesse in der Realität für sie nicht immer zeitgemäß. Für Akteneinsichten mehrere Stunden Aktenbände einzuscannen, das müsse im Jahre 2020 anders funktionieren, befand sie, und das forderte ihren Willen zur Veränderung heraus.


Auch auf anderen Wegen fand sie Anlass, mitzugestalten und Veränderungen anzustoßen. So wurde sie zunächst zur stellvertretenden Vorsitzenden in die örtliche Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) und später als Gremiumsmitglied in die überörtliche Hessische Jugend- und Auszubildendenvertretung (HJAV) gewählt. „Mir war es wichtig, die Ausbildung und die Vorbereitung auf die behördliche Praxis zu verbessern und damit die öffentliche Verwaltung attraktiver für junge Menschen zu machen“, erzählt Weß. „In diesen Gremien konnte ich mit meinem Team viel bewegen. So haben wir gemeinsam moderne Feedbackmechanismen in der Ausbildung etabliert und eine Auszubildenden-Community gegründet.“


Besonders prägend war für sie das Praktikum im Europe Direct Information Centre (EDIC): „Sinn und Zweck dieser regionalen Anlaufstellen ist es, durch Informationsveranstaltungen das Interesse von Bürgerinnen und Bürger für Europa und europapolitische Themen zu stärken“, erklärt Weß. „Die öffentliche Verwaltung ist für die Bürgerinnen und Bürger da und muss legitimiert sein. Daher ist es wichtig, europapolitische Themen an die Bürgerschaft heranzutragen und diskutierbar zu machen.“


Um europapolitische Dynamiken hautnah mitzuerleben, machte sie ein Auslandspraktikum in der Vertretung des Landes Hessen bei der Europäischen Union in Brüssel. Dort beschäftigte sie sich erstmals intensiv mit europäischem Migrationsrecht, EU-Gesetzgebungsverfahren und E-Government. „Mir hat es große Freude bereitet, gesetzliche Entwürfe zu diesen Themen von ihrem Ursprung her mit ihren europapolitischen Debatten zu verfolgen.“ Um europapolitische Meinungsbildung proaktiv auf regionaler Ebene zu gestalten, organisierte Sophia Weß als Vorstandsmitglied bei den Jungen Europäischen Föderalisten Darmstadt-Dieburg und als Young Multiplier der Europäischen Kommission europapolitische Diskussionsveranstaltungen, Poetry-Slams, Schulbesuche und Informationsstände im Rhein-Main-Gebiet.


Nach ihrem Bachelor in Public Administration erhielt Sophia Weß die Chance, mehr Verantwortung in der Behörde zu übernehmen und positive Veränderungen nach ihren eigenen Vorstellungen voranzutreiben. So übernahm sie nach einem Jahr Berufserfahrung im Asyl- und Ausländerrecht die Projektleitung für die „Elektronische Ausländerakte“. „In einem interdisziplinären Team haben wir die Software implementiert und Verwaltungsprozesse auf der grünen Wiese neu gedacht. Dadurch konnten nicht nur natürliche Ressourcen wie Papier eingespart werden, sondern es wurden auch personelle Kapazitäten für wichtigere Aufgaben frei“, erläutert Weß.


Nach ihrem praxisorientierten Bachelorstudium wollte Sophia Weß sich vor allem fundierter mit wissenschaftlichen Methoden auseinandersetzen, „um Aussagen fakten- und datenbasiert zu hinterfragen, erklären und verstehen zu können.“ Nachdem sie mit ZU-Studierenden in Kontakt getreten war, wurde ihr schnell klar, dass sie zum ersten Jahrgang des PMD-Masters gehören möchte. „Was mich neben den inspirierenden Persönlichkeiten besonders an der ZU begeistert hat, war die hohe Wahlfreiheit bei der Modulbelegung, die es mir erlaubt hat, praxisnahe Einblicke in öffentliches Management mit einem digitalen und methodischen Skillset etwa in der Datenanalyse zu verknüpfen“, bemerkt Weß. „Der PMD-Master vermittelt meines Erachtens genau die interdisziplinären Kompetenzen, die zukünftige Führungskräfte im öffentlichen Sektor brauchen.“


Neben dem Studium arbeitet Sophia Weß in Teilzeit bei der Stadtverwaltung Friedrichshafen und treibt dort nachhaltige Mobilitätsprojekte und die Digitalisierung der Verwaltungsprozesse in der Abteilung Mobilität & Verkehr voran. Das methodische Handwerkszeug aus der Theorie hat sie in der Praxis bereits mehrfach anwenden können. „Unter anderem haben wir eine empirische Umfrage zur Akzeptanz von E-Scootern im Stadtgebiet durchgeführt, die gesammelten Daten ausgewertet und die gewonnenen Erkenntnisse als Argumentationsgrundlage mit in das politische Gremium genommen“, berichtet Weß. „Die Möglichkeit, das Erlernte in der Praxis umzusetzen, ist einmalig. Ich bin froh, dass die Stadt Friedrichshafen mir dies ermöglicht und diese Kombination nun auch für zukünftige Studierende des PMD- und PAIR-Masterprogramms angeboten wird.“


Für Sophia Weß steht fest: „Die ZU hat mich darin bestärkt, dass ich mit meinen innovativen Ideen und meinem Gestaltungsdrang in der öffentlichen Verwaltung richtig aufgehoben bin. Ich kann den PMD-Master denjenigen nur ans Herz legen, die in der öffentlichen Verwaltung transformative Prozesse mitgestalten wollen.“ Um junge Menschen davon überzeugen, dass die Arbeit im öffentlichen Sektor nicht nur von gesellschaftlicher Relevanz ist, sondern auch zukunftsorientiert und attraktiv sein kann, hat sie gemeinsam mit ZU-Professoren Formate für Studieninteressierte insbesondere mit Berufserfahrung im öffentlichen Sektor ausgerichtet: „Ich freue mich, anderen Menschen zeigen zu können, wie man Changemaker oder Changemakerin im öffentlichen Sektor werden kann.“


In ihrer Masterarbeit widmet sich Sophia Weß aktuell praxisnah und zukunftsorientiert der Frage, wie digitale Zwillinge Verwaltungsprozesse neu aufstellen. Nach ihrer Masterarbeit will sie mit Digitalisierungs- und Nachhaltigkeitsprojekten ihren Beitrag leisten, die öffentliche Verwaltung in die Zukunft zu führen und Transformationsprozesse aktiv mitzugestalten.

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