Selfie mit Entenschnute, Kussmund oder alberner Grimasse. Selfie vom Promi, mit Promi oder ohne. Selfie mit Oma, den besten Freunden oder halbnackt aus dem Urlaub. Zwei von drei Smartphone-Nutzern fotografieren sich manchmal oder regelmäßig selbst. Und statistisch gesehen sind darunter mehr Männer (68 Prozent) als Frauen (62 Prozent).
Das ergab eine jüngst durchgeführte, repräsentative Umfrage im Auftrag des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V., kurz BITKOM. Selbst von den Senioren über 65 Jahren nehmen 41 Prozent Selbstporträts mit der Handykamera auf. Natürlich verschwinden die schönen Erinnerungen nicht im Foto-Archiv des Smartphones: Drei von fünf Selfie-Machern teilen ihre Selbstporträts in Sozialen Netzwerken. Jeder Sechste verbreitet sie sogar häufig. Selfies boomen also, keine Frage.
So viel zu den Fakten
Doch was sagt der Selfie-Trend über uns aus? Und wo liegt der Reiz des Selfies? Mit diesen Fragen setzt sich Prof. Dr. Hans Ulrich Gumbrecht am Freitag, dem 20. Februar, auf ZU|Daily auseinander. ZU|Daily richtet im Vorfeld die Gretchenfrage zum Thema an die Studierenden der ZU: Wie hältst du's mit dem Selfie?
Zum Artikel von Prof. Dr. Hans Ulrich Gumbrecht
PAIR-Student Johannes Rath (l.) und CME-Student Maximilian Dekorsy sind beide keine großen Fans von Selfies, hatten aber erstaunlich viel Spaß mit dem ZUDaily-Selfie. Eher genervt beobachten sie Leute dabei, wenn sie am Pool oder Strand stehen und Fotos von sich selbst machen. Auch einen Selfie-Stick lehnte Maximilian als Geschenk ab. Einzige Ausnahme für ein Selfie (außer für ZU|Daily, Anmerkung der Redaktion) wäre die Begegnung mit einem Sportler oder auf Partys.“
Wie oft Lena Goetz Selfies macht? „Täglich ungefähr“, sagt die CCM-Studentin. Der Grund dafür ist ganz simpel: um die Fotos bei WhatsApp zu verschicken und somit wichtige Momente mit ihren Freunden zu teilen, auch wenn sie grad nicht dabei sein können - wie etwa bei dieser Streichaktion. Deswegen entstehen auch besonders viele Fotos, wenn Lena unterwegs ist. Ob sie Selfies nerven? Nein, aber die WhatsApp-Fotos speichert sie nicht, denn irgendwann sind es dann doch zu viele.
Sein Großvater wusste höchstwahrscheinlich gar nicht, dass er für ein Selfie mit seinem Enkel, CME-Masterstudent Constantin Riegger (r.), posiert. Constantin macht Selfies sowieso nur bei besonderen Anlässen, nie aus Langeweile oder allein vor dem Spiegel. Dass andere Selfies als Selbstdarstellung nutzen, ist ihm egal: „Das ist die Sache jedes einzelnen.“ Für ihn seien Selfies aber an erster Stelle lustig und nicht unbedingt teilenswert, er behält seine Selfies für sich. Eine Situation, in der er ein Selfie machen würde? Das Selfie, bei dem jemand sich während eines Flugzeugabsturzes fotografiert habe, ist ihm in Erinnerung geblieben. „Das sei auf jeden Fall ein Selfie wert,“ sagt er schmunzelnd.
Für CME-Masterstudenten Max Klostermann, Patrick Schläfle, Karsten Mangels (v. l. n. r.) war es ein ganz besonderes Ereignis: Für ZUDaily schossen Max und Karsten das erste Selfie ihres Lebens, wenn auch ein wenig unscharf. Um besondere Momente festzuhalten, sind sie eher „old school“ und nutzen lieber die (Handy)kamera. Wie sich das erste Selfie anfühlte? „Bahnbrechend, ich fühl mich wie ein neuer Mensch“, sagt Max.
Der Klassiker: Kim Alexa Krug (l.) und Ramona Bayerschen (r.) posieren für das Selfie vor dem Spiegel. Eher ein unüblicher Ort für die beiden, sie machen viel lieber Gruppen-Selfies auf Parties oder, wenn sie abends weggehen. „Es kommt drauf an, was man festhalten will“, sagt Ramona. Sie würden besonders die Momente mit ihren Freunden festhalten. Zwar tauschen sie die Fotos untereinander aus, aber „sie sind nur für uns“, sagt Kim. Kein Posten bei Facebook, keine mit Hashtags geschmückten Selfies bei Instagram, das zur Schau stellen ist ihnen fremd.
Während Amelie, Isabell, Manuel, Antonia und Mia (v. l.n. r.) für die ZUDaily ein Selfie von sich schießen, linst der ein oder andere von ihnen über die Schulter: „Das ist ja peinlich“, wird lachend in die Runde geworfen. Das Geheimnis guter Selfies ist für Antonia „Es muss auf jeden Fall schön aussehen“. Gruppenselfies seien viel entspannter als Einzelfotos, die wären vor allem peinlich. Für Manuel gibt es in machen Gelegenheiten gar keine Alternative zum Selfie: „Manchmal möchte man ein Gruppenbild machen, auf dem man drauf ist. Man hat bei Handys aber kein Stativ, wo man es kurz drauf steckt“. Sein Selfie-Highlight war ein Foto mit Frank-Walter Steinmeier im Bundestag. Antonias Frage, ob Steinmeier ein Duckface gemacht habe, muss er lachend verneinen.
Selfies sind für Masterstudenten Lukas, Selina, Julia und Carolin (v. l. n. r.) eigentlich kein großes Thema. „Ich bin nicht so der Selfie-Fan, weil ich nicht jede Sehenswürdigkeit mit mir vorne dran brauche“, sagt Julia. Carolin findet, dass das Phänomen der Selfies einen Zwang zur Selbstdarstellung unterstützen würde, der in ihren Augen sowieso schon zu groß ist. Es gehe mittlerweile immer mehr darum zu sagen „Ich war da“ statt um den Hintergrund. „Oder es geht um irgendwelche komische Posen“, sagt Lukas, der erst gar keine macht. Bis sie sich an ihr letztes Selfie erinnern, dauert es ein wenig: „Doch – als wir letztes Jahr auf dem Pfänder wandern waren“, erinnert sich Carolin.
Für die Bachelorstudenten Maria, Richard, Laurenz und Vincent (v. l. n. r.) gehören Selfies zu jeder guten Party. In großen Gruppen quetschen sie sich gern vor's Smartphone. Dennoch: „Ich find's manchmal ein wenig albern“, sagt Vincent. „Aber es ist auch ein Zeichen der Zeit“, sagt Laurenz, der sich auch alleine knipst. „Jeder macht es“.
Titelbild: Selfie von Lena Goetz / ZU
Bilder im Text: Selfies ZUler
Redaktionelle Umsetzung (ohne Selfie): Maria Tzankow