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Julian Saur, Jahrgang 1986, ist Assistent der Geschäftsleitung bei der ESM Energie- und Schwingungstechnik Mitsch GmbH. Nach Pharmazie-Studium und Approbation an der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt am Main stiegt Saur in das technische Unternehmen seiner Schwiegereltern ein. Bis Mitte 2013 absolvierte Saur zusätzlich einen Executive Master for Familiy Entrepreneurship an der Zeppelin Universität, um sein Verständnis für Prozesse in Familienunternehmen noch weiter zu vertiefen.
"Kann man FamilienunternehmerInnen ausbilden?", fragt sich die Zeppelin Universität seit einigen Jahren. "Nein", lautet die Antwort, aber wir können versuchen, unternehmerische Typen hervorzubringen.
Als europaweit erster berufsbegleitender Master für Family Entrepreneurship richtet sich der Studiengang Executive Master for Familiy Entrepreneurship, kurz eMA FESH, an NachfolgerInnen, GesellschafterInnen und (angehende) Führungskräfte in Familienunternehmen, die sich mit der gesamten Betriebswirtschaftslehre speziell für Familienunternehmen auseinandersetzen möchten. Und das in einer engen Verzahnung von theoretischen Grundlagen und direkter Erprobung in der Praxis zwischen den Studienblöcken.
Woran forscht ein Unternehmer, wenn er neben dem Job noch studiert?
Julian Saur: Das Thema meiner Masterthesis an der Zeppelin Universität lautet „Innovation in Familienunternehmen in der ersten und zweiten Generation“. Dabei habe ich anhand einer empirischen Fallstudie mit fünf Familienunternehmen untersucht, wie sich der Umgang und das Management mit beziehungsweise von Innovationen durch den ersten Generationswechsel im Unternehmen ändert. Der Gründer eines Unternehmens prägt das Unternehmen besonders intensiv und nicht selten ist er ein technisch versierter Erfinder. Die folgende Generation legt den Schwerpunkt bereits in der Ausbildung auf das Management eines Unternehmens. Bekannt ist, dass sich dadurch beispielsweise der Führungsstil ändert. In diesen sehr spannenden Generationswechsel habe ich mich auf die für die Zukunft des Unternehmens wichtigen Innovationen fokussiert.
Welche Herausforderungen sehen Sie in Ihrer Forschung?
Saur: Ein Mitglied der zweiten Generation einer Unternehmerfamilie in meiner Thesis bezeichnete das Erfindertum seines Vaters und Unternehmensgründers als „Gabe“, die er selbst nicht habe. Die zweite Generation steht vor der Aufgabe, diese wegfallende „Gabe“ durch Anpassung des Unternehmens auszugleichen. Damit hat mein Forschungsthema einen direkten Praxisbezug, was es zusätzlich spannend macht.
Was arbeitet ein Forscher, wenn er nebenbei in einem Unternehmen tätig ist?
Saur: Ich arbeite seit Beginn des Studiums im Unternehmen meiner Schwiegereltern. Als Assistent der Geschäftsleitung bin ich in alle Themen eingebunden, die in der Geschäftsführung auflaufen. Geschäftsführer ist mein Schwiegervater, der sich als Ingenieur am liebsten um die Entwicklung kümmert. Mein Schwerpunkt liegt im kaufmännischen Bereich.
Wie konnten Sie Ihre Forschungsergebnisse im Unternehmen einbringen?
Saur: Mein Schwiegervater hat 1996 das Unternehmen gegründet und ich bin zusammen mit meiner Frau die zweite Generation. Die Interviews mit Familienunternehmern, die ich für meine Masterthesis geführt habe, waren insofern für mich persönlich sehr bereichernd. Es ist erstaunlich, wie ähnlich die Aufgaben- und Problemstellungen in Unternehmen aus sehr unterschiedlichen Branchen sind.
Wie wirkt es sich auf die Forschung aus, in einem Familienunternehmen zu arbeiten?
Saur: Die Arbeit im Familienunternehmen öffnet die Tür zu Interviewpartnern, die man ohne diesen Hintergrund nur schwer erreicht. Familienunternehmer fühlen sich hier anscheinend in einer gewissen Weise verbunden. Dies macht den Zugang leichter.
Titelbild: Nomadic Lass (flickr.com)
Bilder im Text: Kopetzky (morgenweb.de) / ESM Energie- und Schwingungstechnik Mitsch GmbH